Pakistan soll Blasphemie-Anklagen gegen christliche Cousins fallenlassen

Der internationale Präsident von CSI, John Eibner, wendet sich an Pakistans Justizminister Azam Nazeer Tarar. Pakistan soll die Blasphemie-Anklagen gegen die christlichen Cousins Noman Masih und Sunny Waqas fallenlassen.

Noman_Eltern WEBformat

Die Eltern von Noman Masih mit dem Foto ihres inhaftierten Sohnes. csi

 

Am 30. Mai 2023 befand ein Gericht in Bahawalpur Noman Masih der Blasphemie gegen den Islam für schuldig. Blasphemie ist nach Artikel 295-C des pakistanischen Strafgesetzbuchs ein Kapitalverbrechen. Der junge Christ wurde zum Tod verurteilt. Sein Anwaltsteam hat beim Obersten Gerichtshof von Lahore Berufung eingelegt.

Vier Jahre in der Todeszelle

Nun hat CSI den pakistanischen Justizminister Azam Nazeer Tarar schriftlich aufgefordert, die Blasphemie-Anklage gegen Noman Masih und seinen Cousin Sunny Waqas aufzuheben.

In seinem Schreiben vom 8. Juni 2023 erinnert John Eibner daran, dass Noman seit fast vier Jahren im Todestrakt des Gefängnisses von Bahawalpur sitzt. Sunny wurde im Februar 2023 auf Kaution freigelassen.

Die beiden Cousins wurden im Jahr 2019 im Abstand von einigen Tagen festgenommen. Im Polizeibericht hiess es, Sunny habe blasphemische Skizzen von Mohammad, dem Propheten des Islam, gedruckt und sie anderen Menschen gezeigt. Sunny sagte der Polizei angeblich, dass sein Cousin Noman die Bilder mit ihm geteilt habe. Beide wurden daraufhin in Gewahrsam genommen.

Gesetze verletzen Menschenrechtspakt

Eibner zitiert eine Allgemeine Bemerkung des UN-Menschenrechtsausschusses vom 28. Juli 2011, in der es heisst: «Verbote von Äusserungen des mangelnden Respekts vor einer Religion oder einem anderen Glaubenssystem, einschließlich Blasphemiegesetze, sind mit dem Pakt [d.h. dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte] nicht vereinbar.»

Pakistan hat diesen rechtsverbindlichen internationalen Pakt ratifiziert.

Der ehemalige UNO-Sonderberichterstatter für Religions- und Glaubensfreiheit, Ahmed Shaheed, hatte die Abschaffung der Blasphemiegesetze gefordert und darauf hingewiesen, dass sie häufig dazu dienen, religiöse Intoleranz gegenüber gefährdeten religiösen Minderheiten zu fördern.

Eibner weist auch darauf hin, dass Minister Tarar selbst Vorstandsmitglied des «Justice Project Pakistan» ist. Dieses veröffentlichte 2015 einen Bericht, in dem die Anwendung der Todesstrafe in Blasphemiefällen in Pakistan scharf verurteilt wurde.

Sicherheit für Noman und Sunny

Am Schluss des Schreibens bittet der internationale Präsident von CSI explizit, «Garantien für die Sicherheit von Noman Masih und Sunny Waqas nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis zu geben, da die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass religiöse Extremisten wegen des Vorwurfs der Blasphemie Gewalttaten gegen sie verüben.»

Seit 1987 wurden in Pakistan 78 Menschen getötet, die der Blasphemie beschuldigt wurden.

CSI unterstützt die Familien von Noman Masih und Sunny Waqas sowie deren Anwaltsteams.

Morven McLean, Reto Baliarda

 

Die Eltern von Noman Masih bedanken sich bei CSI

Ihr Kommentar zum Artikel

Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

Kommentar erfolgreich abgesendet.

Der Kommentar wurde erfolgreich abgesendet, sobald er von einem Administrator verifiziert wurde, wird er hier angezeigt.

René Dettwiler
15. June 2023
Ich bin froh, dass jemand wie CSI diese Menschen unterstützt und das unmenschliche und willkürliche Gesetz anprangert.
Michael Zimmermann
26. June 2023
Grüezi mitenand ihr habt doch schon Kartenaktionen gestartet für andere Verurteilte. In diesem Fall geht das nicht? An den Justizminister z.B.? Liebe Grüsse Michael Zimmermann michael-zimmi@bluewin.ch
CSI
26. June 2023
Grüezi Herr Zimmermann Vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre wertvolle Unterstützung unserer Arbeit. Die Blasphemie-Fälle von Noman Masih und Sunny Waqas sind sehr delikat. Wir haben sie mit unseren Partnern in Pakistan besprochen und sind übereingekommen, dass es hier besser ist, einen ausführlichen persönlichen Brief mit einer Unterschrift zu schreiben. Wir wägen bei unseren Protestaktionen jeden Fall einzeln ab, wie wir am besten vorgehen. Freundliche Grüsse Reto Baliarda CSI-Schweiz