Prominenter Regierungskritiker ist tot – er warnte vor Völkermord

Eine mutige Stimme für die bedrohten Christen in Zentralnigeria ist verstummt. Dr. Obadiah Mailafia, ein unverblümter Kritiker der nigerianischen Regierung, ist im Alter von 64 Jahren plötzlich gestorben. Obadiah hatte Todesdrohungen erhalten und wurde wiederholt von Sicherheitsbeamten verhört, nachdem er die offiziellen Darstellungen über die religiöse Gewalt in Zentralnigeria öffentlich in Frage gestellt hatte. Er musste deshalb untertauchen.

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Obadiah Mailafia stammt aus dem Bundesstaat Kaduna und war einst stellvertretender Gouverneur der Zentralbank von Nigeria.

Sein Tod soll untersucht werden

Nach Angaben von Luka Binniyat, Sprecher der «Southern Kaduna Peoples Union (SOKAPU)», erkrankte der ehemalige Entwicklungsökonom, der nach den Morddrohungen im Bundesstaat Benue Zuflucht gesucht hatte, am vergangenen Samstag, 18. September 2021. Er wurde in ein Krankenhaus in Abuja eingeliefert, wo er am darauffolgenden Sonntag für tot erklärt wurde.

Die Menschenrechtsgruppe «Concerned Nigerians for the Protection of Human Rights and Rule of Law Initiative» hat die nigerianische Regierung aufgefordert, die Umstände des Todes von Dr. Mailafia zu untersuchen. Dies sei notwendig, weil Mailafia zu den Dissidenten und Aktivisten gehörte, die Korruption und Menschenrechtsverletzungen durch die von Muhammadu Buhari geführte Regierung aufgedeckt haben.

Kämpfer für Gerechtigkeit verloren

Franklyne Ogbunwezeh, CSI-Verantwortlicher für Genozid-Prävention in Afrika, bezeichnete Mailafia in einer Reaktion auf die Nachricht als «einen der tiefgründigsten afrikanischen Denker, den ich je getroffen habe». Ogbunwezeh hatte Mailafia während eines Besuchs in Nigeria dieses Jahr heimlich getroffen. «Der Tod von Dr. Mailafia hat mich eines Freundes und Mitstreiters für ein besseres Afrika und ein besseres Nigeria beraubt», bemerkt er. «Nigeria hat einen Kämpfer für Gerechtigkeit und eine Stimme für die stimmlose Minderheit von Zentralnigeria verloren, die durch die völkermörderische Brutalität von Fulani-Hirten, Banditen und Terroristen, existenziell bedroht sind.»

Dr. Mailafia war gemäss Ogbunwezeh ein sehr mutiger Intellektueller, der sich trotz Lebensgefahr und Schikanen seitens der nigerianischen Behörden nie scheute, die Wahrheit zu sagen. Nigeria hat eine seiner grossen Stimmen des Gewissens verloren. «Gute Nacht, mein Freund.»

 

Angriffe auf Christen «genozidal»

In einem Radiointerview am 10. August 2020 berichtete Obadiah Mailafia, dass die verheerenden Angriffe islamistischer Fulani-Milizen auf die einheimischen, überwiegend christlichen Bauerngemeinden in Zentralnigeria Teil einer politischen Agenda seien und genozidale Ausmasse angenommen hätten.

Das ultimative Ziel sei es, die indigene Bevölkerung von ihrem angestammten Land zu vertreiben und das Zentralgebiet in ein Weideland für muslimische Fulani-Nomaden zu verwandeln, so Mailafia. Er war der Ansicht, dass das empfindliche politische Gleichgewicht Nigerias entscheidend zugunsten des militanten Islamismus kippen würde, sollte dieses Vorhaben gelingen.

Mit der Behauptung, dass die Täter materielle und politische Unterstützung von Elementen innerhalb des nigerianischen Staates erhalten, überschritt Mailafia eine rote Linie in der Politik. «Die Regierung hat bei den Morden ihre Hand im Spiel», sagte er. «Daran besteht kein Zweifel.» Nach dem Radiointerview wurde Obadiah Mailafia mehrere Stunden lang von staatlichen Sicherheitsbeamten festgehalten.

In einer Medienmitteilung vom 21. September 2020 verurteilte Christian Solidarity International (CSI) die Schikanen gegen Dr. Mailafia und forderte die nigerianischen Behörden auf, ihre Verfolgung und Einschüchterung kritischer Stimmen einzustellen. CSI-Geschäftsführer Dr. John Eibner kommentierte damals: «Dr. Obadiah Mailafia hat die Realität der sich entfaltenden ethnischen und religiösen Säuberung im südlichen Kaduna und in Zentralnigeria beschrieben. Er zahlt jetzt einen hohen Preis dafür, dass er die Wahrheit gesagt hat.»

CSI trauert um den Verlust einer mutigen Stimme für die nigerianischen Christen und spricht der Familie von Mailafia sein tiefstes Beileid aus.

Morven McLean

Weiterer Bericht

Nach einem Radio-Interview wird Obadiah Mailafia mit dem Tod bedroht

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