18. März 2013

Religiöse Minderheiten aus dem Nahen Osten verdrängt

Die Zukunft religiöser Minderheiten im Nahen Osten war Thema einer Veranstaltung des studentischen Forums für Demokratie und Menschenrechte am 7. März an der Universität Zürich. Der CSI-Projektleiter für den Nahen Osten, Dr. John Eibner, war als einer der Redner eingeladen. Sein Vortrag ist jetzt auf Youtube aufgeschaltet.

kat130452Teaser

„Während Europa multikultureller wird, verliert der Nahe Osten zunehmend seine religiöse Vielfalt“, sagte Dr. John Eibner. Über 100 Zuhörer waren zum Vortrag an die Universität Zürich gekommen. Eibner warnte, dass den Christen des Nahen Ostens das gleiche Schicksal blühen könnte, das die Juden schon ereilt habe. Im Irak war das Judentum seit Jahrhunderten stark verwurzelt. Inzwischen lebten im Irak nicht einmal mehr zehn Juden.

Scharia unvereinbar mit westlichen Werten

Nach Eibner ist die zunehmende Marginalisierung der religiösen Minderheiten im Nahen Osten ein Symptom der Unvereinbarkeit zweier ideologischer Wertesysteme, die dort aufeinander prallen: Auf der einen Seite stehe die jüdisch- christliche Tradition der europäischen Aufklärung, die Werte wie Freiheit und Gleichheit vertritt. Auf der anderen Seite nehme zunehmend das islamistische Überlegenheitsdenken überhand, das sich in den Gesetzen der Scharia zeigt. Die Scharia gebe keinen Raum für die Gleichberechtigung von nichtislamischen Religionen, sondern sehe nur deren Duldung unter muslimischer Vorherrschaft vor.

Düstere Zukunft für religiöse Minderheiten

„Wir befürchten das Schlimmste“, sagte Eibner. Schon der ehemalige libanesische Staatspräsident Amine Gemayel und der ehemalige Präsident Frankreichs Nicolas Sarkozy warnten vor einem Völkermord an den Christen des Nahen Ostens. Dennoch sei der Westen nicht daran interessiert, zum Schutz der religiösen Minderheiten des Nahen Ostens einzugreifen, da man ökonomische und politische Interessen zu wahren versuche. Auch wolle man nicht in den Verdacht kommen, in die Fußstapfen des europäischen Imperialismus zu treten. Ob sich der Westen weiterhin halbherzig zu seinen aufklärerischen Werten bekennt oder sich für eine Zusammenarbeit mit dem radikalen Islam entscheide, bleibe abzuwarten. „Keine der beiden Alternativen verspricht den bedrängten Minderheiten eine gute Zukunft“, so Eibner.

„Rückkehr ins Mittelalter“

Dr. Mark Farha von der Georgetown University in Doha, Katar, betonte, dass auch innerarabische ökonomische Interessen entscheidend für die Motivation der Konfliktparteien im Syrienkrieg seien. Konfessionell werde der Konflikt dort, wo die Mehrheit des wirtschaftlich stärkeren Teils der  Bevölkerung gleichzeitig einer Minderheitenreligion angehört. Nach Farha besteht die Gefahr, dass ehemals säkulare  Staaten entlang religiöser Trennlinien auseinanderbrechen  und sich auf religiöser Basis neu formieren. „Das wäre eine Rückkehr ins Mittelalter.“

 


 

Weitere Auskünfte Mediensprecher  
CSI-Schweiz Adrian Hartmann
adrian.hartmann@csi-schweiz.ch

044 982 33 74 | 078 836 07 47

Ihr Kommentar zum Artikel

Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.

Kommentar erfolgreich abgesendet.

Der Kommentar wurde erfolgreich abgesendet, sobald er von einem Administrator verifiziert wurde, wird er hier angezeigt.