13. Mai 2013

Sieben Jahre Haft wegen eines Gedichts – Schwerkranker muss Strafe absitzen

Eine langjährige Haftstrafe folgt auf die andere. China geht massiv gegen Menschenrechtler vor. Einer von ihnen ist der 60-jährige Zhu Yufu. Obwohl er infolge der harten Zwangsarbeit schwer erkrankt ist, wird ihm ärztliche Behandlung verweigert.

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Update vom November 2014: Obwohl schwer krank, ist Zhu Yufu noch immer im Gefängnis.


 

Seit dem 11.  April 2011 befindet sich der christliche Dissident Zhu Yufu aus der Stadt Hangzhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang wieder im Gefängnis. Den besonderen Zorn der kommunistischen Behörden erregte dieses Mal ein Gedicht im Internet: In „Es ist Zeit“ bezog sich Zhu Yufu auf den Arabischen Frühling und wünschte sich eine chinesische Volksbewegung für Freiheit und Demokratie.

 Die Behörden warfen ihm Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt (Art.  105 Abs.  2 des chinesischen Strafgesetzbuchs) vor. Zudem habe er zu Spenden für Verwandte inhaftierter Dissidenten aufgerufen sowie ausländischen Medien Interviews gegeben. Im Februar 2012 wurde Zhu Yufu zu sieben Jahren Gefängnis und anschließendem dreijährigen Entzug aller politischen Rechte verurteilt.

Schon einmal sieben Jahre abgesessen

Bereits von 1999 bis 2006 musste Zhu Yufu wegen seiner regierungskritischen Tätigkeit eine Gefängnisstrafe absitzen. Er hatte 1998 die Demokratische Partei Chinas und eine oppositionelle Zeitschrift gegründet. Schon damals war er schwer misshandelt worden. Von 2007 bis 2009 wurde er ein zweites Mal eingesperrt, weil er sich mit einem Polizeioffizier angelegt hatte, der seinen Sohn einer längeren Befragung unterziehen wollte.

Trotz miserabler Gesundheit im Arbeitslager

Weitaus am qualvollsten erwies sich für Zhu Yufu indessen die Zeit nach der dritten Festnahme vom 7.  März 2011: Der heute 60-Jährige wurde von der Arbeit in einer Maschinenfabrik derart geschwächt, dass er nun an Herzbeschwerden, Arteriengeschwüren, Kopfschwellungen, hohem Blutdruck und einem hohen Cholesterinspiegel leidet. Er kann sich nur noch an eine Wand gelehnt fortbewegen. Zhu Yufu werden lebensnotwendige Medikamente, Arztbesuche und eine angemessene Ernährung verweigert. Auch der Kontakt mit seiner Familie wurde ihm untersagt. Ein Entlassungsgesuch wurde abgelehnt.

Hochrangige ausländische Menschenrechtsaktivisten wie die US-Parlamentarier Frank Wolf und Chris Smith haben hervorgehoben, wie dringlich es nun ist, mittels ausländischen Drucks die baldige Freilassung dieses schwerkranken christlichen Dissidenten zu erwirken.

Autor: Max-Peter Stüssi

Quellen: China Aid, New York Times, Congressional Executive, Commission on China


Ein verhängnisvolles Gedicht

Es ist Zeit von Zhu Yufu

Es ist Zeit, chinesisches Volk! Es ist Zeit. Der Platz* gehört allen. Mit deinen eigenen beiden Beinen Ist es Zeit, zum Platz aufzubrechen und deine Wahl zu treffen.

Es ist Zeit, chinesisches Volk! Es ist Zeit. Ein Lied gehört allen. Mit deiner eigenen Stimme Ist es Zeit, das Lied deines Herzens erklingen zu lassen.

Es ist Zeit, chinesisches Volk! Es ist Zeit. China gehört allen. Mit deinem eigenen Willen Ist es Zeit, zu wählen, was aus China werden soll.

* Gemeint ist der Tiananmen-Platz, auf dem 1989 eine Großkundgebung für Demokratie blutig niedergeschlagen wurde. Es gab Hunderte von Toten.


Staatsmacht fürchtet politischen Aufbruch

Die politischen Aufbrüche in Osteuropa (1989) und im arabischen Raum (2011), in denen jeweils Tausende auf der Straße Demokratie, Freiheit und Menschenrechte forderten, lassen die chinesische Regierung um ihr Machtmonopol fürchten. Sie will ähnliche Bewegungen in China im Keim ersticken. Seit 2011 wurden Dutzende renommierte chinesische Menschenrechtler verhaftet und teilweise zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

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