20. Dezember 2016

Massentötung im südlichen Kaduna

Im Süden des nigerianischen Bundesstaats Kaduna sind über 800 Christen durch muslimische Fulani-Hirten getötet worden. Bischof Joseph Bagobiri und weitere Verantwortliche der Diözese von Kafanchan klagen, dass die Regierung auf bundesstaatlicher und nationaler Ebene nichts gegen den stillen Genozid unternehme, im Gegenteil.

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Die Lage für die Christen im südlichen Teil des Bundesstaats Kaduna ist äusserst prekär. In vier von acht Distrikten, Jema’a, Sanga, Kaura und Kauru, haben extremistische Fulani-Hirten tödliche Übergriffe auf Christen verübt. Das Ausmass der brutalen Überfälle erschüttert Bischof Joseph Bagobiri zutiefst: «In diesen vier betroffenen Gebieten brannten die Fulani-Terroristen in den letzten drei Monaten mindestens 53 Dörfer nieder. Sie töteten 808 Menschen und verletzten deren 57. 1422 Häuser und 16 Kirchen wurden zerstört, ebenso eine Primarschule.» Viele Dorfbewohner flohen, während ihr Land von den Fulani-Nomaden besetzt wurde.

Bedenklich ist für viele Kirchenverantwortliche dabei vor allem, dass die Regierung dem grausamen Vorgehen der Fulani-Extremisten passiv gegenübersteht, und zwar auf bundesstaatlicher als auch auf nationaler Ebene. Kommt dazu, dass sich die nigerianische Regierung unter Präsident Muhammadu Buhari weigert, die gebeutelte Gegend in Südkaduna in ihren Wiederaufbau-Plan zu integrieren, der durch den Aufstand betroffene Regionen im Norden des Landes berücksichtigt. Joseph Bagobiri fordert die Regierung ausdrücklich auf, dass der Süden Kadunas nun ebenso in den Wiederaufbau-Plan aufgenommen werde.

«Geplanter Dschihad»

Sowohl der Vorsitzende der Diözese von Kafanchan, Pater Williams Abba, als auch Generalvikar Ibrahim Yakubu sind überzeugt, dass das Töten der Fulani-Hirten System hat und von einflussreichen Leuten finanziert wird, die das betroffene, fruchtbare Gebiet im Süden von Kaduna destabilisieren wollen. Sie klagen die Regierung an: «In unserer Verfassung ist verankert, dass die Regierung seine Bürger schützen soll, unabhängig von Ethnie und Religion. Doch unsere Regierung hat in dieser Hinsicht versagt. Vielmehr scheint sie auf der Seite der Fulani-Hirten zu stehen, was unsere Annahme stützt, dass es einen gut geplanten Dschihad gibt, mit dem Ziel, unser Volk zu besiegen und unser Land zu besetzen.»

«Soldaten verhinderten Hilfe»

Die Verantwortlichen der Diözese von Kafanchan beziehen sich auch auf die Rolle des Militärs bei den Angriffen auf die Dörfer Godogodo und Pasakori, die Fulani-Hirten im Herbst 2016 verübten und bei denen über 20 Christen getötet wurden. «Jugendliche aus der Gegend hatten sich mobilisiert, um die Angriffe zu verteidigen. Doch die Soldaten hinderten sie daran, in die Dörfer zu gelangen. So konnten die extremistischen Hirten die Dörfer ungehindert in ein Schlachtfeld verwandeln.» Die Grausamkeit der Fulani-Hirten hatte dabei keine Grenzen gekannt: «Sie massakrierten schwangere Frauen vor den Augen der Kinder!»

Die Verantwortlichen der Diözese von Kafanchan erinnern zudem an den Vorfall im Distrikt Birnin Gwari im Südwesten von Kaduna. Dort wurden Fulani-Hirten diesen Herbst selbst Opfer eines Angriffs von Viehdieben und Terroristen. Innert kürzester Zeit hatte Kadunas Präsident Nasir Ahmad El-Rufai Soldaten ins Gebiet geschickt. Das gestohlene Vieh konnte gerettet werden. Die Räuber wurden gefasst oder getötet. «Diese unverzügliche Reaktion ist lobenswert. Doch wenn die Regierung in diesem Fall Helikopter und Soldaten einsetzen konnte, warum tut sie es denn nicht auch, um die Fulani-Extremisten bei einer Attacke zu eliminieren? Warum schweigt die Regierung bei all diesen schrecklichen Fulani-Übergriffen?»

CSI hilft

CSI unterstützt im Bundesstaat Kaduna zurückgekehrte Dorfbewohner, die von Fulani-Extremisten überfallen worden sind. Die Menschen erhalten Nahrungsmittelpakete und werden medizinisch betreut. Zudem wird Kindern der Schulbesuch ermöglicht. Auch beim Wiederaufbau von zerstörten Häusern beteiligt sich CSI. Vereinzelt werden auch Überlebende beim Aufbau eines Kleingewerbes unterstützt.

Reto Baliarda

 

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