Ahok Ayanga – mit 16 entführt, verkauft und versklavt

Mit 16 wurde sie entführt und verkauft. Dieser Sommer brachte die Wende: Nach 34 Jahren als Sklavin ist Ahok Ayanga wieder frei. Hier erzählt die inzwischen 50-Jährige ihre Geschichte.

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CSI-Projektmanager Franko Majok kippt der strahlenden Ahok Ayanga eine Büchse Sorghum ins Gefäss. csi

«Ich komme aus Makuac Deng Ayom. Meine Eltern waren Bauern und ich habe fünf Geschwister. Da wir Kühe und Ziegen besassen, hatten wir immer zu essen und durften viel Milch trinken. Aber wir hatten grosse Angst, dass uns eines Tages Araber überfallen würden, so wie sie es mit Dörfern in der Umgebung taten.

Verhängnisvoller Tag

Dann kam der Tag. Um die Mittagszeit griffen sie an. Wer weglief, wurde erschossen. So auch mein Onkel, vor meinen Augen. Vater und Mutter hingegen gelang die Flucht. Damals war ich 16. Ich wurde gefangengenommen und in den Norden verschleppt. Auf dem langen Fussmarsch bekamen wir kaum zu essen – und das Schlimmste: Ich wurde mehrmals vergewaltigt.

Eine fürchterliche Zeit

In einem Dorf im Sudan nahm mich ein Araber in sein Haus, aber nur, um mich ein paar Tage später an Mahamad Ali zu verkaufen. Er war fortan mein Meister, ich die Sklavin. Ich musste im Haushalt arbeiten. Das bedeutete Kochen, Putzen, Waschen, Wasser holen, Brennholz sammeln und alles wieder von vorne.

Man behandelte mich schlecht. Ich wurde grundlos beschimpft, beleidigt und auch geschlagen. War ich krank, durfte ich nicht zum Arzt. Ich bekam weder neue Kleidung noch einen Lohn. Und immer wieder, nachts, legte sich mein Gebieter zu mir ins Bett. Ich konnte mich nicht wehren. Mir wurden Dinge aufgezwungen, die ich nie wollte. Meine Genitalien wurden beschnitten und ich musste Muslima werden. Die Jahre der Sklaverei haben mir meine Würde geraubt.

Eines Tages besuchte ein Sklavenbefreier unser Dorf. Er sah mich und sprach dann sehr lange mit Mahamad Ali. Dann drückte er meinem Peiniger etwas in die Hand und nahm mich mit ins Lager, wo weitere Sklaven warteten. Beim Eindunkeln brachen wir auf, überquerten den Fluss und nach einem langen Marsch erreichten wir den Südsudan. Ich war zu Hause und ich war frei!»

Rolf Höneisen

Sklavenbefreiung durch CSI

Ahok wurde 1988 entführt und im Sommer 2022 von CSI-Spezialisten befreit. Ahoks Bericht aufgezeichnet hat CSI-Projektmanager Franco Majok. Zwischen 1983 und 2005 versklavte die sudanesische Zentralregierung Zehntausende von christlichen und animistischen Südsudanesen. Das gehörte zur Kriegsstrategie, den Südsudan zu arabisieren und zu islamisieren. CSI arbeitet mit einem spezialisierten Team im Untergrund, um die versklavten Menschen zu befreien und sie wie Ahok Ayanga in ihre Heimat zurückzubringen.

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