Vom Schwiegersohn des Sklavenhalters geknechtet und missbraucht

Die 23-jährige Ayak Dor Deng war noch ein Baby, als sie mit ihren Eltern in den nördlichen Sudan entführt wurde. Als sie heranwuchs, musste sie für die Tochter des Sklavenhalters und deren Familie schuften. Ayak ist dankbar, dass sie heute im Südsudan ein Leben in Freiheit führen kann.

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Ihr Leiden als Sklavin hat ein Ende. Ayak mit ihrem jüngsten Kind. csi

 

Ihre Heimat kannte Ayak nicht. Kurz nach ihrer Geburt drangen muslimische Kämpfer in ihr Dorf im damaligen Süden des Sudans ein. Zusammen mit ihren Eltern wurde Ayak ins sudanesische Dorf Tubon verschleppt und dem muslimischen Bauern Ali Musa übergeben. «Ich war noch ein Kleinkind und verstand nicht, was mit uns geschah. Meine Mutter erzählte mir, dass sie jeden Tag hart arbeiten musste und wir nirgendwo hingehen konnten. Mein Vater wurde in ein Viehlager geschickt», berichtet Ayak nach ihrer Befreiung.

Andere Hautfarbe

Eine Kindheitserinnerung ist der jungen Frau aber besonders geblieben: «Als ich heranwuchs, bemerkte ich, dass meine Mutter und ich eine dunklere Hautfarbe hatten als die Familie des arabischen Meisters.» Die herablassende Art, mit der ihre Mutter behandelt wurde, führte Ayak deutlich vor Augen, dass sie Musas Familie nicht gleichgestellt waren.

Kaum konnte Ayak einen Besen halten, wurde sie von ihrer Mutter getrennt. Sie musste fortan für die Familie von Musas Tochter arbeiten. Von jenem Moment an verlor sie ihre Mutter aus den Augen, bis heute.

Im Haus der Tochter wurde das Mädchen genauso schlimm behandelt wie ihre Mutter von Musa.

Es war vor allem Musas Schwiegersohn, der Ayak ständig erniedrigte. Natürlich empfand sie es als ungerecht, dass sie im Gegensatz zu seinen Kindern weder die Schule besuchen durfte noch bei Erkrankung zum Arzt gebracht wurde. Doch damit nicht genug: «Er vergewaltigte mich mehrmals und schlug mich jedes Mal, wenn er mit meiner Arbeit nicht zufrieden war.»

Als Teenager wurde Ayak zum Islam gezwungen und musste einen Sklaven ihres Dinka-Stammes heiraten, der im selben Haushalt arbeitete. Sie brachte drei Kinder zur Welt, die in die Obhut der Gebieterfamilie gebracht wurden.

Eine entscheidende Begegnung

Ein Leben ausserhalb der Sklaverei war der jungen Südsudanesin unbekannt. Ihre einzige Freiheit bestand darin, allein einkaufen zu gehen. Umso überraschter war Ayak, als sie eines Tages auf dem Markt von einem sudanesischen Geschäftsmann angesprochen wurde. Er erzählte ihr, dass er Sklaven aus dem Südsudan befreien und sie in ihre Heimat zurückbringen würde.

Die 23-Jährige, die ihr jüngstes Kind bei sich hatte, zögerte keinen Augenblick. Sie vertraute sich dem Befreier an, der sie zusammen mit anderen geretteten Sklaven sicher in den Südsudan brachte. Für ihren Start in ein freies Leben erhielt sie vom örtlichen CSI-Team Nahrungsmittel, Werkzeuge und eine Milchziege. Dafür ist Ayak dankbar: «Ich bin so glücklich, endlich in meiner Heimat zu sein.»

Reto Baliarda

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