Zehn Jahre nach Kriegsausbruch leiden die Syrer vor allem an den wirtschaftlichen Folgen, erklärt Schwester Marie-Rose. Viele Familien seien so arm, dass ihre Kinder arbeiten oder betteln müssen. Die CSI-Partnerin wird sich vermehrt um diese vernachlässigten Strassenkinder in Damaskus einsetzen, die wegen Kleinigkeiten gar im Gefängnis landen können.
Schwester Marie-Rose ist zu Fuss im Zentrum der Hauptstadt Damaskus unterwegs. Immer wieder bleibt sie stehen und beobachtet die vielen Strassenkinder, ein Phänomen, das sie aus dem früheren Damaskus in solch einem Ausmass nicht kannte. Es zerreisst ihr fast das Herz. Diese Kinder müssen den herumliegenden Plastik- und Papp-Müll sammeln, um ihn zu verkaufen und so etwas Geld für ihre verarmte Familie zu verdienen.
«Nach zehn Jahren Krieg leidet Syrien immer noch!» ruft die Ordensschwester aus. Doch sie ist nicht überrascht: Die Wirtschaftssanktionen und deren Folgen wie die Entwertung des syrischen Pfund, die steigenden Preise für Lebensmittel, aber auch die Pandemie haben Tausende von Familien in die Armut getrieben und zahllose Menschen von humanitärer Hilfe abhängig gemacht.
«Viele Familien sind nur noch damit beschäftigt, wie sie den Tag überleben können», seufzt Schwester Marie-Rose. Es ist die Sorge ums tägliche Brot, die dazu führt, dass selbst die Kinder arbeiten müssen, stellt sie fest und blickt traurig zu den Strassenkindern. Diese zerbrechlichen Minderjährigen, die fast nur den Krieg kennen, haben die Schule abgebrochen, um Abfall auf der Strasse zu verkaufen oder in Geschäften, Friseurläden und Werkstätten Arbeit zu finden. So sind sie schon im Kindesalter der Gewalt und der Ausbeutung ausgesetzt.
Auch gibt es in Damaskus Strassenkinder, die Passanten um Geld oder Essen bitten oder im Müll nach Nahrung suchen.
Schwester Marie-Rose kann nicht mehr länger tatenlos zusehen. Sie bleibt stehen, um mit einigen dieser Kinder zu sprechen und mehr über sie zu erfahren. Sie offenbaren ihr, dass sie zehn Tage im Gefängnis waren und unter der Bedingung freigelassen wurden, dass sie wieder zur Schule gehen. Doch sie seien schweren Herzens von der Schule wieder weggegangen. Die Not und das Leid in ihrer Familie würden ihnen keine andere Wahl lassen. Manchmal sind sie die einzigen, die sich um ihre Familien kümmern.
Von dieser schmerzhaften Realität berührt, besucht Schwester Marie-Rose eine Jugendanstalt, wo sie Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren antrifft. Sie fragt ein zehnjähriges Kind, was es begangen habe. «Ich habe eine Gasflasche gestohlen», antwortet es mit einem unschuldigen Lächeln. Nun ist es wie alle anderen für eine Rehabilitationsphase hier.
«Diese Kinder brauchen unsere Hilfe», sagt sich die Schwester. Mit kreativen Aktivitäten und Spielen will sie den vernachlässigten Kindern Wertschätzung entgegenbringen, ihr Selbstbewusstsein fördern und ihnen aufzeigen, wie ein Leben ohne Diebstahl und Gewalt möglich ist. CSI wird dieses nachhaltige Wirken von Schwester Marie-Rose unterstützen.
CSI
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