Das Wohl ihrer Mitmenschen hat für die 50-Jährige Lamia oberste Priorität. Die Christin aus der Umgebung von Damaskus hat schon unzählige Male Weihnachtsgeschenke an benachteiligte Kinder verteilt. Zusammen mit der CSI-Partnerin besucht sie zudem einsame betagte Menschen.
Ehrgeiz und der Wille, sich für die Mitmenschen einzusetzen, zeichneten Lamia schon als junge Frau aus. Gerne hätte sie ihr begonnenes Studium an der Universität weitergeführt. Doch die Lebensumstände liessen dies nicht zu. Sie heiratete, bevor sie 18-jährig wurde.
Zusammen mit ihrem Mann und den fünf Kindern lebt Lamia heute im Stadtteil Jaramana in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus. Der lang andauernde Krieg und die gegenwärtige Wirtschaftsmisere haben auch bei ihrer Familie Spuren hinterlassen.
Doch auch in diesen schweren Zeiten unternimmt Lamia alles fürs Wohl ihrer Familie. Seit 2016 ist sie Köchin in einem Kloster der Schwestern der Heiligen Herzen, dem auch CSI-Partnerin Marie-Rose angehört. Und wenn es die Gelegenheit erlaubt, nimmt sie ohne zu zögern Aufträge als Reinigungskraft in verschiedenen Haushaltungen an. Gleichwohl möchte sie nicht, dass ihre Töchter etwas davon erfahren. «Meine Töchter würden sich bei ihren StudienkollegInnen blamieren, wenn herauskommen würde, dass ihre Mutter Wohnungen putzt», begründet sie ihre Zurückhaltung.
Bei all ihrer Liebe zu den eigenen Kindern hat Lamia auch ein grosses Herz für andere Menschen, die oft nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Schon lange bevor sie Schwester Marie-Rose und ihre Gemeinschaft kennenlernte, verteilte sie zu Weihnachten Spielsachen und Süssigkeiten an bedürftige Kinder.
Dabei machte sie keinen Unterschied zwischen Christen und Muslimen: «Einmal verkleidete ich mich als Weihnachtsmann und verteilte Geschenke in einer Fabrik, in der alle Kinder Muslime waren.» Zudem habe sie stets erlebt, wie Gott sie selbst versorgte.
Durch den Kontakt zu Schwester Marie-Rose hat Lamia auch ein Anliegen für einsame ältere Menschen entwickelt. So begleitete sie kürzlich das Freiwilligen-Team der CSI-Partnerin, um Ide Msallah zu besuchen. Ide hat ihr ganzes Leben lang gearbeitet und all ihre Energie dafür eingesetzt, um drei verwaiste Neffen grosszuziehen, die heute im Ausland leben.
Jahrzehntelang teilte sie ihre Wohnung mit ihrer um 16 Jahre jüngeren Schwester Samira. Seit deren Tod vor zwei Jahren verlässt Ide das Haus nicht mehr. Sie hat sich in ihrem Schmerz und ihrer Einsamkeit zurückgezogen.
Dank Lamias grossem Einfühlungsvermögen hat Ide begonnen, sich zu öffnen und zu sprechen. Nach wie vor ist sie vom Schmerz der Trennung von ihrer Schwester gezeichnet. Doch Lamia und das Freiwilligen-Team schaffen es immer wieder, Ide zu trösten und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Die Beziehung zwischen ihnen, die Zärtlichkeit der Blicke, lässt einen gerührt zurück.
Auf die Frage, was sie dazu bewogen hat, CSI-Partnerin Schwester Marie-Rose als Freiwillige zu unterstützen, entgegnet Lamia: «Die Schwestern sind meine zweite Familie. Ich habe es mir zur Pflicht gemacht, mich so viel wie möglich um sie zu kümmern. Denn wenn es ihnen gut geht, können sie sich besser für Bedürftige einsetzen.» Ausserdem liebe sie es, Menschen zu dienen. «Ich bin sehr kontaktfreudig und will mit den Menschen, die ich treffe, tiefe Beziehungen aufbauen.» Schliesslich betont Lamia mit Überzeugung: «Wenn du dir Freude für andere wünschst, schenkt sie Gott dir!»
CSI unterstützt den Besuchsdienst von Schwester Marie-Rose und ihrem freiwilligen Team, zu dem auch Lamia gehört.
Zeina Shaheen
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