Nach dem Erdbeben – Kirchen fordern Aufhebung der Sanktionen in Syrien

Der Weltkirchenrat, der Rat der Kirchen im Mittleren Osten und die Leiter der Kirchen in Syrien fordern die sofortige Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien, damit nach dem Erdbeben die Katastrophenhilfe und Notfallversorgung vollumfänglich gewährleistet werden kann. CSI forderte das Ende der Sanktionen schon vor Jahren.

Zerstörte Gebäude

Um effizient helfen zu können, fordern die Kirchen die rasche Aufhebung der Wirtschaftssanktionen. Foto: @syriaCivilDef/csi

 

Nach dem verheerenden Erdbeben in Syrien und der Türkei ruft der Generalsekretär des in Beirut ansässigen Kirchenrats des Nahen Ostens (MECC), Michael Abs, zur sofortigen Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Syrien auf. Der griechisch-orthodoxe Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe sagte: «Die Sanktionen treffen seit Jahren die Bevölkerung schwer und nicht die herrschenden Gruppen. Wegen der Sanktionen kommt nun auch die Erdbebenhilfe nicht in Syrien an, weil wir keine Gelder nach Syrien überweisen können. Die Menschen leiden unter Armut, Hunger und Krankheiten. Es ist menschenunwürdig, dass wir den Menschen nicht helfen können.“

Kirchen öffnen ihre Türen für die Erdbebenopfer

Die Kirchen in Syrien leisteten den Opfern des Erdbebens unverzüglich Hilfe, indem sie Kirchengebäude zu Notschlafstätten umfunktionierten und warme Getränke verteilten. Nun koordinieren sie ihre Hilfsaktionen und nutzen dafür ihre Netzwerke. Doch infolge der Sanktionen sind ihre Ressourcen beschränkt. Deshalb fordern die Kirchen, inklusive dem Weltkirchenrat, die sofortige Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien und den Zugang zu allem benötigten Material, damit – so schreibt Michael Abs von MECC – «die Sanktionen nicht zu einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden».

Erzbischof, Mikrofon
Erzbischof Mor Boutros Kassis von Aleppo: "Die Lage ist dramatisch. Die Kirche ist bereit, so viel zu helfen, wie sie kann." Foto: Suburu TV

Die syrischen Kirchen stehen zusammen

Mit einem offenen Brief fordern auch die Kirchen in Syrien die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen. «Die Naturkatastrophe verschlimmert das Leiden des syrischen Volkes, das noch immer unter den Folgen des Krieges, der Inflation, der Epidemie und den harten Sanktionen leidet», heisst es im Schreiben der syrischen Kirchenleiter. Jetzt gelte es, die dringend benötigten Hilfsgüter zu liefern und humanitäre Hilfe zu leisten. Dies soll «ungeachtet aller politischen Erwägungen erfolgen». In einem Interview mit «Suboro TV» spricht Mor Boutros Kassis, der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo und Umgebung, vom «schwersten Tag, seit dem Krieg in Aleppo». Nach dem Beben um 4 Uhr 20 in der Frühe, hätten sie sofort für die Sicherheit der Menschen im Altersheim und im Studentenheim gesorgt. Dann habe man sich in der Kirche getroffen, einander getröstet, gebetet und anschliessend einen Notfallplan aufgestellt. Die Lage in Aleppo bezeichnet Mor Boutros Kassis als «äusserst dramatisch»: «Gebäude sind eingestürzt, Menschen sind obdachlos, es regnet und ist sehr kalt.»

CSI hilft konzentriert in Syrien, aber auch in der Türkei

CSI steht in engem Kontakt mit dem Kirchennetzwerk in Aleppo, um seinen Einsatz für die Opfer des Erdbebens zu unterstützen. Zurzeit läuft eine internationale Petition für die Aufhebung der Sanktionen. Gleichzeitig wird CSI auch im Erdbebengebiet in der Türkei Hilfe leisten.

Rolf Höneisen

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