Syrischer Patriarch prangerte in Fribourg die Sanktionen an

Derzeit ist in Syrien ein Exodus von Christen im Gang. Verursacher ist aber nicht mehr der IS. Aktuelle Gründe sind die herrschende Unsicherheit im Land und die durch die Sanktionen verursachte Wirtschaftskrise. Sie bedrohen das Überleben der Christen in Syrien. Das war das Thema einer Veranstaltung an der Universität Fribourg.

Hörsaal

Gregorius III. schilderte die prekäre Menschenrechtslage in Syrien. csi

 

Rund 40 Personen verfolgten am 22. April 2023 in der Universität Fribourg gespannt die Rede von Gregorius III. Laham, dem ehemaligen melkitischen griechisch-katholischen Patriarchen von Antiochien und dem ganzen Osten sowie von Alexandria und Jerusalem. Er hielt eine bewegende Rede. Im heutigen Syrien, so der 89-Jährige, herrsche aufgrund der Sanktionen ein grosser Mangel an Treibstoff und Weizen. Er selbst habe seine Reisen mit dem Auto aus Kostengründen einstellen müssen. Und obwohl Freunde im Westen für ein geplantes Krankenhaus spenden wollten, hätten die Sanktionen die Geldüberweisungen bis jetzt verunmöglicht. Zum Anlass eingeladen hatte ACAT.ch zusammen mit «Kirche in Not» und GBU (Groupes Bibliques des écoles et universités).

In der Schwäche Gottes Grösse sehen

“Nach zwölf Jahren Krieg und Sanktionen gegen Syrien war das Erdbeben vom 6. Februar 2023 fast zu verheerend, um es zu verstehen”, sagte Gregorius. Tausende von Syrern seien ums Leben gekommen und Zehntausende seien obdachlos. “Aber”, so der Patriarch, „in unserer Schwäche sehen wir die Grösse des Herrn.” Er habe in seinem langen Leben noch nie so viel Solidarität unter den Menschen gesehen, wie nach diesem Erdbeben. Harte Kritik übte der Kirchenführer an den westlichen Staaten. Das Aufrechthalten der Sanktionen erschwere den Wiederaufbau nach dem Erdbeben enorm.

Christen sind Friedensstifter

„Frieden ist das Wichtigste, was wir den Christen in Syrien geben können“, schloss Gregorius III. seine Rede und er betonte, dass die Christen in Syrien mit ihren muslimischen Nachbarn in Frieden lebten: “Wenn wir den Christen helfen, in Syrien zu bleiben, können sie dazu beitragen, Frieden zwischen der muslimischen und der christlichen Welt zu schaffen.” Gelinge dies nicht, könnte es zu einem “Kampf der Kulturen“ kommen, warnte der ehemalige Patriarch.

Der Wiederaufbau soll endlich beginnen

Im Anschluss diskutierten zwei Vertreter von NGO, die in Syrien humanitäre Hilfe leisten. Von Christian Solidarity International (CSI) dabei war Joel Veldkamp und von “Kirche in Not” Emmanuel French. Marc Surchat von der “Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter” (ACAT-CH) moderierte das Gespräch. „Was Syrien braucht, ist nicht humanitäre Hilfe“, unterstrich Joel Veldkamp. Das Land könne nicht von Hilfslieferungen leben. Nach 12 Jahren Krieg müsse es Syrien endlich ermöglicht werden, seine Schulen, Krankenhäuser, Strassen sowie die Strom- und Wasserwerke wieder aufzubauen. “Das Land braucht eine funktionierende Wirtschaft. Und genau dies verhindern die Sanktionen”, so Veldkamp, der die internationale Kommunikation von CSI leitet.

CSI fordert die Aufhebung der Sanktionen

CSI ist seit 2013 in Syrien tätig und hilft Christen und anderen religiösen Minderheiten, die von Krieg, Sanktionen und dschihadistischen Angriffen betroffen sind. Joel Veldkamp betonte in Fribourg, dass CSI in Syrien stets mit vertrauenswürdigen, langjährigen Partnern zusammenarbeite, um die Integrität des Hilfsprozesses zu gewährleisten. Derzeit unterstützt CSI Projekte in Damas, Hama, Homs, Aleppo, Tartus, Hassakeh, Latakia und im sogenannten “Tal der Christen”. Seit 2016, kurz nachdem die verheerenden Auswirkungen der Sanktionen auf die Zivilbevölkerung und somit auch auf die syrischen Christen bekannt wurden, setzt sich CSI für die Aufhebung der von den USA und ihren westlichen Verbündeten gegen Syrien verhängten Sanktionen ein.

Joel Veldkamp

Drei Männer an einem Tisch. csi
Sie diskutierten über die Lage in Syrien: Emmanuel French (Kirche in Not), Marc Surchat (ACAT) und Joel Veldkamp (CSI). csi
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