Verheerende Folgen des Lockdowns: Aklima musste ihren Hochzeitsschmuck verkaufen

Im bevölkerungsreichen Bangladesch hält sich die Anzahl Corona-Infizierter in Grenzen. Doch wegen des Lockdowns sind abertausende Menschen in eine schwere Not geraten. Die CSI-Partner haben sehr früh Prävention geleistet und Lebensmittelpakete an 750 Familien verteilt. Hilfsempfänger aus der Hauptstadt Dhaka bringen ihre unendliche Dankbarkeit zum Ausdruck.

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Offiziell waren am 15. April dieses Jahres 1231 Menschen in Bangladesch mit dem Coronavirus infiziert. 50 Personen sind an den Folgen der Erkrankung gestorben. Für ein Land mit über 160 Millionen Einwohnern könnten diese Zahlen durchaus als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Doch wie hoch die Dunkelziffer ist, weiss niemand.

Vor allem aber leiden die Einheimischen an den katastrophalen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Wegen des seit dem 25. März geltenden landesweiten Lockdowns ist für abertausende einfache Arbeiter, Tagelöhner, Rikscha-Fahrer oder auch Hausangestellte die bescheidene Einkommensquelle über Nacht versiegt. Ihr Alltag wird noch vielmehr zum Überlebenskampf. Alleine im für Bangladesch wichtigen Textilbereich sollen mindestens 10‘000 Angestellte ihre Arbeit verloren haben.

Pastoren schwer betroffen

Auch die ohnehin schon oft bedrängte christliche Minderheit leidet an den Folgen des Lockdowns. Vor allem Pastoren von kleineren Kirchgemeinden sind von der Ausgangssperre schwer betroffen. Sie sind abhängig von den Gaben der Gläubigen. Doch diese sind nun weggebrochen, da die Kirchen geschlossen sind und keine Gottesdienste durchgeführt werden können.

Unverzügliche Hilfe der CSI-Partner

Die CSI-Partner unter der Leitung von William Samadder haben sehr schnell auf die Corona-Krise in Bangladesch reagiert. Noch vor dem landesweiten Lockdown, am 22. März, hatten sie mit der Verteilung von tausenden Info-Flyern in der Hauptstadt Dhaka begonnen, um die Bevölkerung auf die wichtigsten Verhaltensregeln gegen eine Ansteckung hinzuweisen.

Vor kurzem konnten unsere einheimischen Partner Lebensmittelpakete an 750 Familien verteilen, die wegen der verhängten Ausgangssperre nun vor dem Nichts stehen. In der südwestlichen Stadt Jessore erhielten 150 christliche Familien ein überlebenswichtiges Hilfspaket. Die weiteren 600 Familien, denen die Verteilung zu Gute kam, leben in Dhaka.

Darunter ist auch die Familie des Rikscha-Ziehers Habibur Rahman. Der fünffache Vater, der normalerweise als Rikscha-Zieher täglich zwischen fünf und acht Dollar verdient, steht seit dem 18. März ohne Beschäftigung da (an diesem Tag wurde der Lockdown für Dhaka beschlossen). Auch seine Frau, die als Hausangestellte zum bescheidenen Familieneinkommen beiträgt, verlor zwei Tage später ihre Arbeit. Die Familie ist seitdem am Rande des Verhungerns. «Zu Beginn der Ausgangssperre hatten wir noch einige wenige Kartoffeln. Aber jetzt haben wir überhaupt nichts mehr», seufzt Habibur. Doch als er das Lebensmittelpaket von den CSI-Partnern in Empfang nimmt, kann er seine Freudentränen nicht mehr verbergen: «Ich danke Gott und all den Helfern für die Lebensmittel. Das ist ein grosser Lichtblick für meine Familie.»

Hochzeitsschmuck verkauft

Ebenso hat der Lockdown die Familie von Aklima Khatun in eine grosse Not getrieben. Um zu überleben, musste Aklima ihren ganzen Schmuck verkaufen, den sie zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Vor der Corona-Krise hatte sie zwölf Stunden pro Tag als Hausangestellte bei vier verschiedenen Familien gearbeitet, während ihr Mann auf der Strasse Gemüse verkaufte. Doch seit der Ausgangssperre müssen sie ohne Arbeit ihre vier Kinder und die Schwiegermutter über die Runden bringen. Aklima ist William Samadder und seinem freiwilligen Team unendlich dankbar für die Lebensmittel, die eine grosse Linderung ihrer Not bedeuten.

Tiefe Dankbarkeit zeigte auch Fulmala Mondol, als sie von den CSI-Partnern den Sack voller Nahrungsmittel entgegennehmen durfte. Seit ihr Mann sie vor 20 Jahren verlassen hatte, schlug sich die Christin mit dem Verkauf von Plastikflaschen und brauchbaren Abfällen durch, um ihre drei Kinder zu ernähren. Doch wegen der Corona-Krise hatte sie nichts mehr verkaufen können und musste tagelang hungern. Von ihrer Kirche konnte sie nichts erwarten, da die Verantwortlichen selbst Not leiden.

Hoffnungsstrahl in der Not

«Jetzt habe ich immerhin für die nächsten Tage genug zu essen», meint Jhorna Adhikary erleichtert. Ihr Ehemann starb vor fünf Jahren. Seitdem musste sie als Hausangestellte täglich viele Stunden arbeiten, um sich und ihre zwei Kinder zu ernähren. Doch weil sie durch den Lockdown nichts mehr verdient, quälte sie sich vor der Nahrungsmittelverteilung täglich mit der Frage, wie sie nur ihren Kindern etwas zu essen geben könnte.

Auch die Baptistin Lila Roy ist seit mehreren Jahren verwitwet. Sowohl ihre Tochter als auch ihr Schwiegersohn haben aufgrund der Ausgangssperre ihre Stelle in einer Kleiderfabrik verloren. Lila, die seit längerem krankheitshalber arbeitsunfähig ist, konnte vor der Pandemie wenigstens zeitweise bei ihrer Tochter wohnen, wenn ihr Schwiegersohn arbeitete. Doch nun ist für sie im kleinen Zimmer kein Platz mehr. In ihrer schwierigen Lage ist sie sehr dankbar für das Nahrungsmittelpaket.

Der Muslim Ainuddin fuhr auch mit seinen 74 Jahren täglich Rikscha, um den Lebensunterhalt für seine Familie zu bestreiten. Der Hunger, unter dem er seit dem Lockdown leidet, hat Ainuddin dazu veranlasst, bei der Nahrungsmittelverteilung der CSI-Partner anzustehen. Er ist ausser sich vor Freude über das Lebensmittelpaket: «Ganz herzlichen Dank. Gott ist so gütig. Ich möchte wirklich wissen, wer euer Gott ist.»

Reto Baliarda

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