08. August 2016

Vorkämpfer für die Religionsfreiheit kehrt zum Islam zurück

Mohammed Hegazy, der 1998 zum christlichen Glauben konvertiert war und total zweieinhalb Jahre im Gefängnis sass, ist zum Islam rekonvertiert. Menschenrechtler vermuten, dass Hegazy nicht freiwillig zum Islam zurückkehrte, sondern im Gefängnis brutal unter Druck gesetzt wurde.

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Mohammed Hegazy, der sich als Christ Bishoy Armia Hegazy nannte, verkündete seine Rückkehr zum Islam am 30. Juli 2016 per Youtube. «Ich durchlief eine Erfahrung mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten. Gelobt sei Gott, dass er mich im Islam stärkt», erklärt er in seiner Video-Botschaft. Hegazy fügte an, dass er die Rückkehr zum Islam nicht diskutieren und auch nicht mehr mit den Medien sprechen werde. Zudem entschuldigte er sich bei seinen Eltern. Diese hatten ihm mit dem Tod gedroht, nachdem er Christ geworden war.

Nur sieben Tage vor der Videobotschaft war Hegazy aus dem Gefängnis entlassen worden. Menschenrechtsaktivisten in Ägypten hegen den Verdacht, dass er derart unter Druck gesetzt wurde, sodass er keinen anderen Ausweg mehr sah, als zum Islam zurückzukehren. Es ist nämlich bekannt, dass Hegazy im Gefängnis regelmässig geschlagen und erniedrigt wurde.

«Ich glaube, dass er das Youtube-Video mit seinem Bekennen zum Islam gepostet hat, um endgültig entlassen zu werden», so sein Anwalt Karam Ghobrial.

Hegazy sass mehrmals im Gefängnis. Bei der ersten Inhaftierung von 2002 wurde er gefoltert.

Er wollte offiziell Christ werden

Im August 2007 zog er den Zorn der Islamisten auf sich, als er den Eintrag seines Glaubens im Personalausweis ändern liess, und damit offiziell seine Religion vom Islam zum Christentum änderte. Er tat dies zum Schutz seiner Kinder, damit sie nicht als Konvertiten dieselbe Verfolgung erleiden müssten wie er. Ein Jahr später wurde diese Änderung gerichtlich annulliert. Hegazy erhob keinen Einspruch.

Am Morgen des 4. Dezember 2013 wurde Hegazy in einem Café in der Stadt Minya (260 Kilometer südlich von Kairo) von Sicherheitsleuten festgenommen. Zuvor hatte er eine gewalttätige Auseinandersetzung von Muslimen und Christen gefilmt.

Mehrmals war Hegazy in ein anderes Gefängnis verlegt worden. Dies hatte ihm psychisch jeweils enorm zugesetzt. Mit jeder Verlegung habe bei ihm das Risiko eines Suizids zugenommen, so Anwalt Ghobrial.

Insgesamt hatte Mohammed Hegazy zwei Jahre, sieben Monate und 26 Tage im Gefängnis verbracht. Während weit mehr als die Hälfte dieser Zeit war er ohne Anklage inhaftiert. Laut seinem Anwalt wurde er regelmässig geschlagen. Zudem hatten ihm die Wärter den Kopf kahlrasiert und ihn immer wieder dazu gedrängt, zum Islam zu rekonvertieren. Sie würden ihn dafür auf der Stelle freilassen, was nun auch geschehen ist.

Reto Baliarda

Weiterer Bericht:
Trotz Folter hat er seinem Glauben nie abgeschworen

 

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