Ahok Ayanga

Mit 16 wurde Ahok Ayanga (50) entführt und verkauft. Dieser Sommer brachte die Wende: Nach 34 Jahren als Sklavin ist sie wieder frei.
Ahok Ayanga Ayanga
Ahok Ayanga

Profil

Land: Südsudan
Versklavt: 1988
Befreit: 15. Juni 2022

Danken wir Gott:

  • dass Ahok befreit wurde und in den Südsudan zurückkehren konnte.
  • für die regelmässigen CSI-Sklavenbefreiungsaktionen.

Ahoks Story

Ich komme aus Makuac Deng Ayom. Meine Eltern waren Bauern und ich habe fünf Geschwister. Da wir Kühe und Ziegen besassen, hatten wir immer zu essen und durften viel Milch trinken. Aber wir hatten grosse Angst, dass uns eines Tages Araber überfallen würden, so wie sie es mit Dörfern in der Umgebung taten.

Dann kam der Tag. Um die Mittagszeit griffen sie an. Wer weglief, wurde erschossen. So auch mein Onkel, vor meinen Augen. Vater und Mutter hingegen gelang die Flucht. Damals war ich 16. Ich wurde gefangengenommen und in den Norden verschleppt. Auf dem langen Fussmarsch bekamen wir kaum zu essen – und das Schlimmste: Ich wurde mehrmals vergewaltigt.

In einem Dorf im Sudan nahm mich ein Araber in sein Haus, aber nur, um mich ein paar Tage später an Mahamad Ali zu verkaufen. Er war fortan mein Meister, ich die Sklavin. Ich musste im Haushalt arbeiten. Das bedeutete Kochen, Putzen, Waschen, Wasser holen, Brennholz sammeln und alles wieder von vorne.

Man behandelte mich schlecht. Ich wurde grundlos beschimpft, beleidigt und auch geschlagen. War ich krank, durfte ich nicht zum Arzt. Ich bekam weder neue Kleidung, noch einen Lohn. Und immer wieder, in der Nacht legte sich mein Gebieter zu mir ins Bett. Ich konnte mich nicht wehren. Mir wurden Dinge aufgezwungen, die ich nie wollte. Meine Genitalien wurden beschnitten und ich musste Muslima werden. Die Jahre der Sklaverei haben mir meine Würde geraubt.

Eines Tages besuchte ein Sklavenbefreier unser Dorf. Er sah mich und sprach dann sehr lange mit Mahamad Ali. Dann drückte er meinem Peiniger etwas in die Hand und nahm mich mit ins Lager, wo weitere Sklaven warteten. Beim Eindunkeln brachen wir auf, überquerten den Fluss und nach einem langen Marsch erreichten wir den Südsudan. Ich war zu Hause und ich war frei!