UNO-Experten fordern die Aufhebung von Aserbaidschans Blockade

Experten des UNO-Menschenrechtsrats fordern Aserbaidschan auf, die anhaltende Blockade des Latschin-Korridors aufzuheben und den Menschen in Berg-Karabach freien Verkehr zu gewähren. CSI begrüsst diesen dringenden Appell. Doch bislang hat sich Aserbaidschan bei Aufrufen der internationalen Gemeinschaft unbeeindruckt gezeigt.

Nerkin Sznek

Auch im Dorf Nerkin Sznek in Berg-Karabach leiden die Menschen Not. Foto: nagorno-karabakh human rights ombudsman

Am 3. August 2023 äusserte UNO-Generalsekretär António Guterres seine Besorgnis über die fehlende Bewegungsfreiheit der christlichen Karabach-Armenier entlang des Latschin-Korridors. Seit dem 12. Dezember 2022 blockiert Aserbaidschan die einzige Verbindung zwischen Berg-Karabach und der Republik Armenien, was zu einer zunehmenden Notlage der 120‘000 Christen in Berg-Karabach geführt hat.

Guterres erinnerte daran, dass beide Parteien die Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs umsetzen müssen. Konkret soll der ungehinderte Verkehr von Personen, Fahrzeugen und Fracht entlang des Latschin-Korridors in beide Richtungen gewährleistet werden.

Besonders zu schaffen mache den UNO-Generalsekretär die sich verschlechternde humanitäre Lage vor Ort. Deshalb fordert er dringende Schritte, um die Hilfslieferung an Menschen in Not zu erleichtern. Ebenso müssten die Beziehungen zum Wohle des Friedens und der Sicherheit in der Region wiederhergestellt werden.

Leben erheblich gefährdet

Experten des UNO-Menschenrechtsrats gehen in ihrer Mitteilung vom 7. August 2023 einen Schritt weiter: «Wir fordern die aserbaidschanische Regierung auf, ihren internationalen Verpflichtungen zur Achtung und zum Schutz der Menschenrechte, einschliesslich des Rechts auf Nahrung, Gesundheit, Bildung und Leben, nachzukommen.»

Die Blockade habe dazu geführt, dass diese Rechte für die Bevölkerung von Berg-Karabach nicht mehr garantiert seien. Das Leben der Bewohner, insbesondere von Kindern, Menschen mit Behinderungen, älteren Menschen, schwangeren Frauen und Kranken sei erheblich gefährdet.

Die medizinischen Reserven in Berg-Karabach seien rasch erschöpft. Nur mit Schwierigkeiten könnten die Spitäler die Patienten versorgen, da der Treibstoff für die Krankenwagen langsam aufgebraucht sei.

Freier Verkehr in beiden Richtungen

Die Forderung der Experten an die aserbaidschanischen Behörden ist daher unmissverständlich: Der freie und sichere Verkehr von Personen, Fahrzeugen und Gütern entlang des Latschin-Korridors muss in beiden Richtungen wiederhergestellt werden, dies gemäss dem Waffenstillstandsabkommen vom November 2020. Ausserdem sollen die in der Region stationierten russischen Friedenstruppen den Korridor im Rahmen dieses Waffenstillstandsabkommens schützen.

«Erklärungen verhindern keinen Völkermord»

Joel Veldkamp, Leiter Kommunikation von CSI-International, begrüsst die unmissverständliche Aussage der UNO-Experten über die humanitäre Katastrophe, die Aserbaidschan den Christen in Berg-Karabach zufügt. «Aserbaidschan hat jedoch in der jüngsten Vergangenheit bewiesen, dass es sich in dieser Angelegenheit nicht an internationales Recht oder Normen hält», bemerkt er. So habe sich der erdölreiche Staat über zwei verbindliche Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs zur Beendigung der Blockade sowie über zahlreiche Erklärungen der USA, Frankreichs, des Europäischen Parlaments und anderer Mächte hinweggesetzt.

Veldkamp stellt klar: «Erklärungen allein werden den Völkermord in Berg-Karabach nicht verhindern. Die USA, das Vereinigte Königreich und die EU müssen konkrete Massnahmen ergreifen, um Aserbaidschans Aggression im Einklang mit ihren Verpflichtungen aus der Völkermordkonvention von 1948 zu stoppen.»

CSI setzt sich auch humanitär für die Menschen aus Berg-Karabach ein. So erhalten Flüchtlinge aus Berg-Karabach in Armenien Hilfe, Unterkünfte zu finden und Unternehmen zu gründen. Ferner unterstützt CSI Hilfsprojekte in Berg-Karabach, darunter das Caroline-Cox-Rehazentrum im Hauptort Stepanakert, in dem Menschen mit Behinderungen und Kriegsverletzungen modernste Pflege erhalten.

Reto Baliarda

Weiterer Bericht

Berg-Karabachs Gesundheitsminister warnt: «Bald werden Menschen sterben!» 

Ihr Kommentar zum Artikel

Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.

Kommentar erfolgreich abgesendet.

Der Kommentar wurde erfolgreich abgesendet, sobald er von einem Administrator verifiziert wurde, wird er hier angezeigt.