30. Juni 2023

Psychisch angeschlagener Muslim fast eineinhalb Jahre in Haft

Der pakistanische Muslim Sarfraz A. wurde von einem Mullah attackiert und als Gotteslästerer beschimpft. Nahezu eineinhalb Jahre lang sass der psychisch labile Mann hinter Gitter, während seine Familie wochenlang nicht wusste, was mit ihm geschehen war. Dank der Hilfe von CSI kam Sarfraz auf Kaution frei und kann nun mit seinem Bruder ein Elektrogeschäft betreiben.

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Sarfraz kann wieder lachen. Dank der Unterstützung von CSI ist er frei und führt mit seinem Bruder ein Elektrogeschäft. csi

 

Sarfraz war schon immer ein sehr sensibler Mensch. Doch als ihn seine Frau nach nur zwei Jahren Ehe verlässt, fällt der damals 25-Jährige in eine tiefe Depression. Gerne hätte ihm die Familie eine Therapie ermöglicht. Wegen des frühen Tods des Vaters fehlten aber die finanziellen Mittel dazu.

Sarfraz liess sich gehen. Seine ungepflegte Erscheinung mit langen Haaren war ihm gleichgültig. Er führte zunehmend Selbstgespräche und lungerte tagelang auf der Strasse herum, ohne sich zuhause zu melden.

Angriff aus dem Nichts

Es war ein sonniger Tag im Jahr 2020, als der junge Mann wie so häufig in ein nahegelegenes Einkaufszentrum ging, um Tee zu trinken. Plötzlich kam ein Mullah schnurstracks auf Sarfraz zu, begann ihn zu schlagen und beschimpfte ihn als Gotteslästerer. Die Polizei führte Safraz ab und steckte ihn ins Gefängnis.

Die Familie von Sarfraz wurde über den Vorfall nicht informiert. Wochenlang tappten die Mutter und Bruder Fiaz im dunkeln und nahmen an, dass er tot sei. Nach zwei Monaten, als die Mutter wie üblich in die nahegelegene Moschee zum Freitagsgebet ging, erfuhr sie, dass Sarfraz im Gefängnis war.

Anklage fürs «Paradies»

Fiaz erkundigte sich umgehend beim zuständigen Richter. Einige Tage später stand er im Gericht dem Mullah gegenüber, der Sarfraz angegriffen und angeklagt hatte. Dieser fuhr ihn an: «Dein Bruder ist ein Gotteslästerer und hat Worte ausgesprochen, die ich gar nicht in den Mund zu nehmen wage. Gott hat mich auserwählt, dass ich gegen ihn vorgehe, damit ich ein Haus im Paradies bekomme.» Möglicherweise hatte Sarfraz im Selbstgespräch blasphemische Ausdrücke verwendet, die der Mullah gehört hatte.

Wie Fiaz CSI-Partner Anjum mitteilte, musste seine Familie inzwischen aus Sicherheitsgründen umziehen. Der Mullah hatte gedroht, er werde mit 500 bis 1000 Personen zu ihrem Haus kommen: «Wer wird euch beschützen? Ich werde euch in eurem Haus in Ungnade fallen lassen!»

Im Herzen kein Muslim mehr

Trotz Beweisen seiner geistigen Beeinträchtigungen musste Sarfraz schliesslich fast eineinhalb Jahre im Gefängnis ausharren. CSI unterstützte die Familie durch die Übernahme der Anwaltskosten. Am 8. Juli 2022 wurde Sarfraz auf Kaution freigelassen.

Die Familie machte während der langen Haft eine schwere Zeit durch. Dazu Fiaz: «In diesen 17 Monaten habe ich meinen Glauben in den Islam verloren. In meinem Herzen bin ich kein Muslim mehr. Ich habe die Wahrheit gesagt, aber niemand hat mir geglaubt. Wenn wir vor Gericht erscheinen, starren uns die Ankläger und Richter an, als ob wir Aussätzige wären.»

Dank der finanziellen Unterstützung von CSI konnten Sarfraz und Fiaz ein Geschäft eröffnen, in welchem sie elektronische Geräte reparieren. Sie sind überglücklich: «Wir sind Allah sehr dankbar, dass er euch zu uns geschickt hat, um uns zu helfen.»

Reto Baliarda

Sarfraz dankt CSI für die Unterstützung

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Trudi Dreier
07. August 2023
Es macht mich immer wieder traurig, wenn unschuldige ins Gefängnis gesteckt werden und erst noch schlecht behandelt werden.Werde weiterhin für Freilassungen beten