Gleichgültiger Sklavenhalter liess Adhels Mutter sterben

Adhel Nhial Akot kam im Sudan als Tochter einer Sklavin zur Welt. Sklavenhalter Ahmed unternahm nichts, als Adhels Mutter von einem Hund gebissen wurde. Sie starb, wodurch das kleine Mädchen der Sklavenfamilie noch schutzloser ausgeliefert war. Die heute 20-jährige Südsudanesin ist überglücklich, dass sie Ende Mai 2023 befreit und in ihre Heimat gebracht wurde.

CSI-Projektmanager Franco Majok übergibt Adhel einen Startsack mit Werkzeugen für die Landwirtschaft. csi

Adhels Mutter war vom damaligen Süden des Sudans durch arabische Milizen in den muslimischen Teil des Landes entführt worden. Sie selbst kam als Tochter einer misshandelten Sklavin zur Welt: «Ich kann mich nicht an alle Einzelheiten erinnern. Aber ich erlebte mehrmals, wie meine Mutter von Ahmeds Familie geschlagen wurde.» Zudem wurde die Mutter regelmässig rassistisch beschimpft. Herablassende Bezeichnungen wie «Hund» oder «Dreck» wurden ihr ebenso an den Kopf geworfen.

Harte Arbeit habe den Alltag ihrer Mutter geprägt. «Sie mahlte und stampfte Hirse, holte Wasser, indem sie einen Esel zum Wassertragen benutzte, und putzte das Haus.» Doch trotz ihres Fleisses und der Loyalität wurde sie nicht im Geringsten respektiert.

Fatale Konsequenzen

Adhel war noch ein kleines Kind, als ihre Mutter an einem heissen Tag wie gewöhnlich Wasser holen ging und unterwegs von einem kranken Hund gebissen wurde. Ahmed kümmerte sich keinen Deut um ihre Bisswunde und weigerte sich, sie ins Spital zu bringen. Dies hatte fatale Folgen. «Meine Mutter starb, weil sie nicht behandelt wurde, und liess mich allein im Haus meines arabischen Meisters zurück», erzählt Adhel traurig dem CSI-Team im Südsudan. Das junge Mädchen musste sämtliche Arbeiten ihrer verstorbenen Mutter übernehmen: Das Haus reinigen, Wasser holen sowie Hirse mahlen und stampfen.

Doch wie ihre Mutter erhielt auch Adhel kein Lob für ihren Fleiss. Sie wurde von Ahmeds Familie genauso schlecht und unmenschlich behandelt. Besonders traumatisch war für sie der Tag, an dem sie von sechs muslimischen Arabern vergewaltigt wurde. «Sie nutzten mich schamlos aus. In ihren Augen war ich ein wertloses Wesen», bemerkt sie.

Befreiung im richtigen Moment

Adhel war der Verzweiflung nahe. Sie hatte niemanden, dem sie einmal etwas Persönliches hätte anvertrauen können. Umso überraschter war sie, als ihr am 29. Mai 2023 ein arabischer Geschäftsmann begegnete, der im Auftrag von CSI Sklaven befreit. «Er fragte mich, ob ich mit ihm in die Heimat meiner Mutter gehen wollte», fügt sie an. Adhel wusste, dass sie allein auf dem Hof war. Sie ergriff die günstige Gelegenheit und folgte dem Geschäftsmann in sein Lager, wo sie andere befreite Sklaven traf.

Der Befreier brachte Adhel und die anderen rund 150 ehemaligen Sklaven sicher in den Südsudan. Bei der Ankunft wurden sie von einheimischen CSI-Team empfangen und erhielten einen grossen Sack mit Hirse, eine Milchziege sowie wichtige Utensilien für den Alltag und die Landwirtschaft. Adhel kann ihr Glück kaum fassen: «Ich bin dankbar, dass Gott mir geholfen hat, lebend den Südsudan zu erreichen.» Gleichwohl muss sie an die vielen Sklaven aus ihrer Heimat denken, die nach wie vor im Sudan festgehalten und gequält werden: «Sie brauchen Hilfe, damit auch sie zurückkehren können.»

Reto Baliarda

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Joachim Gangl
31. July 2023
Sehr schockierende Geschichte aus dem Sudan, wo Christen seit vielen jahren verfolgt werden, ohne dass die westlichen Länder darüber in den Nachrichten korrekt berichten. Auch das schweizer Fernsehen macht sich schuldig!