07. Dezember 2015

Trotz Folter hat er seinem Glauben nie abgeschworen

Der Ägypter Mohammed Hegazy konvertierte 1998 vom Islam zum Christentum. Seitdem nennt er sich Bishoy Armia Boulos. Im Juni 2014 wird er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er eine Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen gefilmt hat, was laut seinem Anwalt nicht illegal ist.

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Nach seiner Bekehrung 1998 wurde Hegazy mehrere Male vom ehemaligen staatlichen Sicherheitsdienst verhaftet. Einmal wurde er drei Tage lang aufs Übelste gefoltert.

Zum Schutz seiner Kinder

Im August 2007 erlangte er landesweite Berühmtheit und zog sich auch den Zorn der Islamisten auf sich, als er den Eintrag seines Glaubens im Personalausweis ändern liess, weil er nun Christ geworden war.

Mohammed Hegazy ist der erste Ägypter, der seine religiöse Identität per Gesetz änderte. Er tat dies, wie er sagt, zum Schutz seiner Kinder, damit sie nicht als Konvertiten dieselbe Verfolgung erleiden müssten wie er. Tatsächlich geriet er durch die landesweite Medienhetze in grosser Bedrängnis. Aufgrund der zunehmenden Drohungen musste er sich tagelang verstecken. Dies hat ihm möglicherweise sein Leben gerettet. Denn einmal umzingelten Extremisten ein Haus, das er zu jenem Zeitpunkt nicht mehr bewohnte. Ein anderes Mal stürmten bewaffnete Männer seine Wohnung und setzten sie in Brand. Er war zum Glück nicht zu Hause.

Ein Jahr später wurde die Änderung gerichtlich annulliert. Hegazy erhob keinen Einspruch.

Festnahme aus fadenscheinigen Gründen

Am Morgen des 4. Dezember 2013 wurde Hegazy in einem Café in der Stadt Minya (260 Kilometer südlich von Kairo) von Sicherheitsleuten festgenommen. Zuvor hatte er eine gewalttätige Auseinandersetzung von Muslimen und Christen gefilmt. Die Anklagebehörde behauptete, Hegazy hätte für «The Way TV» gearbeitet, ein christlicher Sender mit Hauptsitz in Amerika, der einem Kopten gehört und via Satellit nach Ägypten sendet. Dadurch würde er Ägypten in ein falsches Licht rücken, in dem vermittelt werde, dass es Gewalt gegen die Christen in Minya gäbe. Im Gefängnis wurde der bekennende Christ erneut gefoltert.

Am 19. Juni 2014 wird Mohammed Hegazy zu einer Freiheitsstrafe zu fünf Jahren sowie zu einer Busse von 500 Ägyptischen Pfund (70 Franken) verurteilt. Als Grund dafür gab der Richter an, Hegazy habe „den Frieden gestört, indem er falsche Informationen verbreitete.“

Sein Anwalt Wagdy Halfa ist empört: „Er hat kein Verbrechen begangen. Selbst wenn er einige Fotos und Videos von diesen Unruhen für eine Zeitung gemacht hat, hat er nichts Illegales getan.“ Für Halfa besteht kein Zweifel, dass sein Mandant verurteilt wurde, weil er den Islam für den christlichen Glauben verlassen hat.

Sowohl Hegazys Frau, die sich ebenfalls vom Islam zum Christentum zugewendet hat, als auch seine Kinder leben heute an einem geheimen Ort in Europa.

Reto Baliarda

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