
Die Migros steht in der Kritik, was ihre Zusammenarbeit mit Aserbaidschans Energiekonzern Socar anbelangt. Eine breit abgestützte Koalition reichte am 20. Dezember eine Petition mit über 6600 Unterschriften ein. Sie fordern die Migros auf, sich auf ihre Werte zu besinnen und den Vertrag mit Socar zu beenden. Hintergrund sind Aserbaidschans Angriffe auf Armenien.
Delegation der Koalition «MigroliNOTsocar» vor dem Hauptsitz der Migros (v.l.n.r.): Stefan Müller-Altermatt (NR Die Mitte), Sarkis Shahinian, Co-Vorsitzender der Gesellschaft Schweiz-Armenien, John Eibner (Präsident Christian Solidarity International), Simon Brechbühl (Geschäftsführer CSI-Schweiz), Balthasar Glättli (NR Grüne). csi
Dicke Post für die Migros: Am 20. Dezember überreichte ihr die Koalition «MigroliNOTsocar» vor dem Hauptsitz des Genossenschaftsbundes in Zürich eine Petition. Über 6600 Personen fordern die Migros auf, gemäss ihren Grundwerten zu handeln und deshalb die Zusammenarbeit mit dem von Aserbaidschan kontrollierten Ölkonzern Socar zu beenden. Die Partnerschaft von Migros, bzw. Migrolino mit Socar könne auf keinerlei Weise gerechtfertigt werden.
«Auch in der Energiekrise sind den Menschen in der Schweiz Werte und Menschenrechte wichtiger als Geld», sagte Die Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. Dies zeige die grosse Anzahl der innerhalb kurzer Zeit gesammelten Unterschriften. Die Koalition deute es als schlechtes Signal für die Zukunft, wenn das Traditionsunternehmen Migros die eigenen Werte bei Partnerschaften wie derjenigen mit Socar leichtfertig über Bord werfe. Die Migros verwässere damit ihr Werteversprechen und stehle sich aus der unternehmerischen Verantwortung.
John Eibner, Präsident der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI), erläuterte, dass die militärischen Konflikte, in die Aserbaidschan aktuell verwickelt sei, einer Zusammenarbeit mit Socar zusätzliche Brisanz verleihe. Eibner: «Gerade heute begeht die von der Socar finanzierte Alijew-Diktatur weitere Aggressionsakte und ethnische Säuberungen gegen die 120’000 Armenier in Berg-Karabach.» Sollte die Migros ihren Schweizer Grundwerten treu bleiben wollen, dann müsse sie sich finanziell von diesem «ultranationalistischen Regime» abkoppeln, forderte Eibner. CSI hatte sich schon vorgängig per Brief an die Migros gewandt und am 15. Dezember zusammen mit weiteren Menschenrechtsorganisationen eine Genozid-Warnung für Berg-Karabach herausgegeben.
Auch der Präsident der Grünen, Nationalrat Balthasar Glättli, kann die Haltung der Migros in der Zusammenarbeit mit dem Ölkonzern, der in der Hand des autoritären Regimes von Ilham Alijew ist, nicht nachvollziehen: «Die Migros bezeichnet sich auch als ‹nachhaltigsten Detailhändler der Welt›. Gleichzeitig arbeitet Migrolino mit dem korruptesten Ölunternehmen der Welt – dem aserbaidschanischen Staatskonzern Socar – zusammen. Das passt wie die Faust aufs Auge.» Noch drastischer äusserte sich Sarkis Shahinian, Co-Vorsitzender der Gesellschaft Schweiz-Armenien: «Socar ist die staatliche Ölgesellschaft von Aserbaidschan, einem der blutrünstigsten, rassistischsten und am stärksten menschenrechtenverachtender Regime der Welt.» Es sei kaum zu glauben, dass die Migros kein Problem darin sehe, mit dieser Diktatur zu kooperieren.
In Zürich wurde die Delegation der Koalition «MigroliNOTsocar» von den für die Wirtschaftspolitik und die Kommunikation verantwortlichen Führungspersonen der Migros empfangen. Dabei wurde ein Treffen zwischen der Koalition und der Migros-Spitze anfangs 2023 ausgemacht.
Rolf Höneisen
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