Berg-Karabach: Die Dynamik des Völkermords lebt

An einer Konferenz zur Religionsfreiheit in Armenien sprach CSI-Geschäftsführer John Eibner den Teilnehmenden Mut zu, als Christen die Einheit zu stärken. Zwei Christinnen aus Berg-Karabach offenbarten im Gespräch mit CSI das Leid, das ihnen im Krieg mit Aserbaidschan zugefügt wurde.

Raya (in gestreifter Jacke) verlor ihren Mann beim letztjährigen Krieg. csi

Im September 2020 starteten Aserbaidschan und die Türkei einen Angriff auf Berg-Karabach, das von armenischen Christen bewohnt wird. Mehr als 5000 Menschen wurden in 44 Tagen Krieg getötet. Die Kämpfe wurden erst eingestellt, als Russland einen Waffenstillstand verhängte, der die Armenier zwang, grosse Teile des Gebiets an Aserbaidschan abzutreten. Ein Drittel der Bevölkerung von Karabach wurde aus ihren Häusern vertrieben.

Fast ein Jahr später veranstaltete die Armenische Apostolische Kirche eine Konferenz, um die Situation in Berg-Karabach und die bedrohte Religionsfreiheit zu diskutieren. Internationale Kirchenverantwortliche versammelten sich am Hauptsitz der armenischen Kirche in Etchmiadzin. John Eibner gehörte zu den eingeladenen Referenten.

In seinem Vortrag erinnerte Eibner an den Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1915-1918 im Osmanischen Reich. Er betonte, dass «die Dynamik des Völkermords an den Armeniern noch heute lebendig» sei. Ausserdem bedrohe der Dschihad christliche Gemeinschaften weltweit, nicht nur in Berg-Karabach, sondern insbesondere im Nahen Osten und in Afrika südlich der Sahara.

Eibner ermutigte die Anwesenden, sich dieser Herausforderung zu stellen, indem sie «die Einheit der Christen im Handeln stärken, trotz unserer vielen theologischen, kulturellen und politischen Unterschiede.»

«Ich habe nichts mehr»

Die CSI-Delegation traf in Jerewan auch Christen, die letztes Jahr im Krieg ihr Zuhause und ihre Angehörigen verloren haben. Irina, eine betroffene Frau, erinnert sich: «Der Lärm der aserbaidschanischen Drohnen war für die Kinder so schrecklich. Sie wussten nicht, wo sie sich verstecken sollten.» Irinas Sohn brachte sie nach Armenien in Sicherheit und kehrte dann zurück, um für sein Heimatland zu kämpfen. Er wurde bei einem aserbaidschanischen Luftangriff getötet. «Ich habe nichts mehr», bemerkt sie unter Tränen.

Die armenische Christin Raya erzählte, sie sei sieben Jahre alt gewesen, als aserbaidschanische Truppen ihre Familie im ersten Karabach-Krieg Anfang der 1990er Jahre zur Flucht aus ihrer Stadt zwangen. Im letztjährigen Krieg wurde ihr Ehemann am selben Tag, an dem der Waffenstillstand verkündet wurde, getötet. Im Rahmen des Waffenstillstands wurde die Region, in der sie lebte, an Aserbaidschan übergeben. Sie war gezwungen, mit ihrem Sohn zu fliehen, so wie ihre Eltern mit ihr dreissig Jahre zuvor geflohen waren.

CSI unterstützt weiterhin armenische Christen in Berg-Karabach, unter anderem mit medizinischer Hilfe. Zudem setzen wir uns dafür ein, dass sie in Berg-Karabach als freie Menschen leben können.

Joel Veldkamp

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