Nach zehn Jahren Gefangenschaft: Mädchen entkommt Boko Haram

Mary und ihr älterer Bruder Ezika leben nun in Sicherheit im Shuwari Camp in Maiduguri. csi

Die heute 15-jährige Mary stammt aus Chikede, einem nigerianischen Dorf im nordöstlichen Bundesstaat Borno. Vor etwas mehr als zehn Jahren wurde ihr Dorf von Boko Haram angegriffen. Marys Vater gelang es, mit ihren zwei älteren Brüdern zu fliehen. Doch Mary, ihre Mutter und ihr jüngerer Bruder wurden von den terroristischen Islamisten verschleppt.

Tägliche Angst

In der Gefangenschaft wurde Marys Name von ihren Entführern in den muslimischen Namen Marimo umgeändert. Zudem zwang Boko Haram Mary dazu, zum Islam zu konvertieren.

Während sie harte Arbeit auf einem Bauernhof verrichten mussten, wurden Mary und ihre Familie von den islamistischen Führern beschimpft und geschlagen. Von einem der Männer wurde Marys Mutter sogar vergewaltigt.

«Jeder Tag bei Boko Haram war von Angst geprägt. Mir wurde gesagt, dass jeder, der versucht, aus der Gefangenschaft zu fliehen, getötet werden würde», erzählte Mary gegenüber CSI.

In Freiheit

«Eines Morgens, als ich das Gelände mit Wasser säuberte, sah ich Männer mit Gewehren», berichtete Mary. «Es waren Soldaten der nigerianischen Armee. Sie befreiten mich aus der Gefangenschaft und brachten mich in Sicherheit in die Stadt Maiduguri.»

Nun lebt Mary im Shuwari Camp, einem Lager für bedrohte und vertriebene Menschen Nigerias. Hier hat sie erfahren, dass ihr Vater und ihre beiden älteren Brüder noch am Leben sind.

Ezika Harouna, einer der zwei Brüder, besuchte Mary im Lager in Maiduguri. «Als ich meinen Bruder wiedersah, habe ich vor Freude geweint», sagte Mary. Beide leben jetzt im Shuwari Camp.

Von CSI hat Mary Kleidung, 50 Kilogramm Mais und 50 Kilogramm Bohnen erhalten. Für die Hilfe ist sie sehr dankbar.

Marys Mutter und jüngerer Bruder sind noch in den Fängen Boko Harams. Wie sie sind viele Menschen Nigerias, die von islamistischen Terrorgruppen unterdrückt werden, auf Hilfe angewiesen.

Selina Messmer