Im verbrannten Papier lagen Koranseiten – Blasphemieanklage!

An der Mädchenschule im pakistanischen Ort Arifwala sind Mussarat Bibi und Muhammad Sarmad für Gartenunterhalt und Reinigung zuständig. Seit dem 19. April sitzen sie in Untersuchungshaft. Warum?

Gruppe von sechs Männern. csi

Im letzten Moment konnte ein Angriff auf die Christen im Ort verhindert werden. Zum Bild: CSI-Partner Anjum Paul (3.v.r.) beim Besuch in Arifwala. Ganz links ist der Bruder der Angeklagten Christin Mussarat Bibi. csi

 

Mussarat Bibi ist Witwe und Mutter von drei Töchtern. Über ihren verstorbenen Mann, der an der staatlichen Mädchenschule von Arifwala im Distrikt Pakpattan (Provinz Punjab) Lehrer war, kam die Christin zu einem Job als Reinigungskraft. Zusammen mit dem Gärtner Muhammad Sarmad (18) räumte sie am 19. April einen Lagerraum auf, den sie anschliessend auch putzten.

Unbewusst Koranseiten verbrannt

Während der Aufräumaktion kam viel Altpapier zusammen. Angesichts des Müllberges beschlossen die beiden, alles Brennbare anzuzünden. Den beiden Analpheten war nicht bewusst, dass im Papierberg auch einige Seiten aus dem Koran lagen. Das muss aber derjenige gewusst haben, der die Polizei informierte. Das Verbrennen eines Koran fällt in Pakistan unter das Blasphemie-Gesetz. Die Polizeibeamten nahmen Mussarat Bibi und Muhammad Sarmad fest. Gleichzeitig sicherten sie einige angekohlte Koranseiten als Beweisstücke.

Aufruhr gerade noch verhindert

Als CSI-Partner Anjum Paul vom Vorfall erfuhr, reiste er sofort nach Arifwala, um sich ein eigenes Bild zu machen. Auch traf er sich mit den im Ort einflussreichen Muslimen. Denn in den Moscheen wurde bereits öffentlich von “Koranverbrennung und Gotteslästerung” gesprochen. Es hätte nicht mehr viel gebraucht, dann wäre die Lage eskaliert und der Mob wäre auf die Christen im Ort losgegangen. In intensiven Gesprächen konnte Anjum Paul den Anführern des Dorfes erklären, dass die Koranseiten versehentlich verbrannt worden waren. Er bat sie zu verhindern, dass die Putzaktion zu einer religiösen Angelegenheit hochstilisiert wird.

Juristische Unterstützung und Gebet

Blasphemie kann in Pakistan mit dem Tod bestraft werden. Bei der polizeilichen Einvernahme stand Muhammad Sarmad dazu, den Abfall angezündet zu haben. Mussarat Bibi wird nun vorgeworfen, sie habe ihn dazu angestiftet. Die beiden befinden sich in Untersuchungshaft. Sie sind mittellos, können weder lesen noch schreiben und sind nicht in der Lage sich zu verteidigen. CSI begleitet Mussarat Bibi und Muhammad Sarmad, übernimmt die Anwaltskosten und ruft zur Fürbitte auf.

Rolf Höneisen

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