
Eigentlich wollte Sasun nur für einige Stunden von Berg-Karabach in die armenische Hauptstadt Eriwan fahren. Doch weil Aserbaidschan an jenem Tag die einzige Verbindungsstrasse zur Aussenwelt blockiert, bleibt er drei Monate lang von seiner Frau Lina und dem kleinen Sohn getrennt. Die Familie lebt nun in Eriwan. Doch Lina plagt das Heimweh.
CSI-Mitarbeiter Joel Veldkamp (2.v.l.) mit Sasun, seiner Schwägerin Oksana und seinem kleinen Sohn Andranik. csi
Am 12. Dezember 2022 wachte Sasun morgens auf und küsste Lina und seinen neugeborenen Sohn zum Abschied. Danach brach er zu einer kurzen Geschäftsreise nach Eriwan auf. Sasun konnte nicht ahnen, dass er seine Familie drei Monate lang nicht mehr sehen würde.
Doch an jenem Tag startete Aserbaidschan die Blockade der einzigen Strasse, die seine Heimat Berg-Karabach mit Armenien und dem Rest der Welt verbindet. Kurz darauf kappte Aserbaidschan die Gas- und Stromleitungen in der Region. Seitdem werden Berg-Karabach und seine 120‘000 armenischen Christen belagert.
«Es gibt keine Worte, um zu erklären, wie schwer es ist, wenn man seine Familie sehen will und es nicht kann», betont Sasun. «Ich konnte nicht arbeiten. Jeder Tag kam mir vor wie ein Monat.»
Schliesslich gelang es dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), Sasuns Frau und seinen kleinen Sohn durch die Blockade zu bringen. So konnte die Familie in Eriwan wieder vereint werden.
Doch Sasuns Frau Lina, die aus Berg-Karabach stammt, vermisst ihre Familie und hat Heimweh nach den weiten Räumen ihrer Heimat. «Meine Frau macht sich Sorgen um ihren Vater, ihre Mutter und ihren kleinen Bruder, die noch in Karabach sind», erklärt Sasun dem CSI-Team, das ihn und seine Familie Ende März in Eriwan traf. «Sie wissen, dass jederzeit ein Angriff erfolgen kann. Mein Schwiegervater hat gesagt: ‘Sie können mich töten, wenn sie wollen, aber ich werde meine Heimat nicht verlassen‘.»
Oksana, die Schwägerin von Sasun, lebt und arbeitet in Eriwan, während ihre Familie wegen der Blockade in Berg-Karabach gefangen ist. Sie macht sich Sorgen: «Zu wissen, dass meine Familie leidet und ich nichts für sie tun kann, tut sehr weh. Das Einzige, was uns als Christen bleibt, ist der Glaube an Gott. Er ist unsere einzige Hoffnung.»
CSI hilft in Armenien, für Flüchtlinge aus Berg-Karabach sichere Unterkünfte zu finden und neue Arbeitsplätze und Unternehmen zu gründen. CSI unterstützt auch mehrere Hilfsprojekte in Berg-Karabach, darunter das Caroline-Cox-Rehabilitationszentrum, das Menschen mit Beeinträchtigungen und Kriegsverletzungen modernste Therapien und Pflege bietet.
Joel Veldkamp
Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.