Beeindruckt von der Stärke ihres Glaubens

Dass Christen in Indien zunehmend unter Druck geraten, zeigt sich nicht nur durch die Zunahme religiös motivierter Gewaltdelikte. Wer als Christ nicht sichtbar die hinduistische Ideologie unterstützt, wird schnell einmal blossgestellt. Trotz der Bedrängnis halten viele indische Christen bedingungslos an ihrem Glauben fest, sagt David Dätwyler. Der CSI-Mitarbeiter berichtet über seine kürzliche Reise und Begegnungen im östlichen Bundesstaat Jharkhand.

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Safranfarbene Flaggen, die auf den Hinduismus hinweisen, sind derzeit in Indien überall zu sehen. csi

 

Nach einer langen Fahrt auf der Hauptstrasse biegen wir ab in eine holprige Naturstrasse. Ich bin mit den indischen Partnern von CSI im Bundesstaat Jharkhand im Osten des bevölkerungsreichsten Landes der Welt unterwegs. Das Ziel unserer Fahrt: Der Besuch eines Gottesdienstes in einer kleinen Dorfkirche. Die Menschen in dieser Gegend gehören zu einem Stammesvolk und sind mehrheitlich Anhänger von Naturreligionen. Es gibt dort aber auch Christen. Und ihre Zahl wächst.

Zunahme macht Regierung Angst

Dass die Zahl der Christen in Indien zunimmt, beunruhigt die Regierung. Mit sogenannten «Anti-Bekehrungsgesetzen» soll dem entgegengewirkt werden. Mittlerweile haben 12 der 28 indischen Bundesstaaten solche Erlasse verabschiedet. Diese Gesetze stehen jedoch in klarem Widerspruch zu Artikel 18 der UNO-Menschenrechtserklärung, welcher auch das Recht, seinen Glauben zu wechseln, miteinschliesst.

Verbreitung des Hindu-Nationalismus

Der Druck auf religiöse Minderheiten hat unter der regierenden hindu-nationalistischen BJP von Narendra Modi aber auch sonst spür- und sichtbar zugenommen. Die Menschenrechtsorganisation «United Christian Forum (UCF)» registriert jedes Jahr mehr Gewaltdelikte gegen Christen. 2023 waren es über 700. Allerdings ist dies wohl nur die Spitze des Eisbergs, da UCF längst nicht von allen religiösen Gewaltdelikten und Diskriminierungen Kenntnis hat.

Safranfarbene Flaggen

Sichtbar wird der Druck auf Nicht-Hindus auch durch die safranfarbenen Flaggen, die derzeit vielerorts zu sehen sind. Die sogenannte «Safranisierung» beschreibt die zunehmende Durchdringung der Gesellschaft mit hindu-nationalistischem Gedankengut, welches im Kern besagt, dass nur ein Hindu ein guter Inder sein kann.

Auf unserem Weg zur Kirche haben auch wir viele safranfarbene Flaggen gesehen. Sie stehen am Strassenrand, hängen an Fenstern und flattern mit den motorisierten Rikschas durch die Strassen. Christen erzählen mir, wie die Menge an Flaggen sie einschüchtert und wie sie sich in der Nachbarschaft exponieren, wenn sie selbst keine orangefarbenen Zeichen aufhängen.

Herzlicher Empfang

Mittlerweile sind wir am Ziel, einem kleinen Dorf, angekommen. Die Häuser sind sehr einfach, zum Teil baufällig. Kinder spielen auf den Strassen, Kühe stehen herum und beobachten uns. Wir nähern uns einem schlichten, aber zweckmässigen Gebäude. Von aussen deutet nichts auf eine Kirche hin.

Nachdem wir das Fahrzeug verlassen haben, tritt die schwierige Situation für Christen in Indien aber für einen Moment in den Hintergrund. Wir werden mit einem farbenfrohen Tanz, Musik und Gesang willkommen geheissen. Es gehört zur Kultur dieses Stammes, Gäste ausgelassen zu begrüssen.

Menschenhandel und Verfolgung

«Uns erwartet ein spezieller Gottesdienst. Teil davon ist ein Workshop mit unseren indischen Projektpartner.» Eigentlich sind es deren zwei: Zum einen wird der Handel von Menschen, der in Indien generell und in dieser Region insbesondere weit verbreitet ist, angesprochen. Tausende von Mädchen, aber auch Jungen und Erwachsene werden ins Sexgewerbe und als Arbeitskräfte verkauft. Die Kirchen bleiben von diesem Übel nicht verschont. Es ist deshalb notwendig, die knapp 100 Gottesdienstteilnehmenden auf die Gefahren und die Vorgehensweisen der Menschenhändler hinzuweisen.

Viel von ihnen lernen

Zum anderen wird die Verfolgung und Diskriminierung von Christen thematisiert. Biblische Grundlagen werden dabei genauso angesprochen wie praktische Tipps und verfassungsmässige Rechte. Die verschiedenen Redner sind sehr engagiert und die Gemeinde lebt aktiv mit. Viele haben eine Bibel dabei und Gesagtes wird nachgelesen.

Auch ich als ausländischer Gast werde eingeladen, zu den Versammelten zu sprechen. Mein Thema ist Kapitel 12 des 1. Korintherbriefes. Auf wunderbare Weise wird dort der Leib Christi beschrieben. Verschiedene Glieder, welche sich gegenseitig unterstützen.

Es ist mir ein Anliegen, den Anwesenden mitzuteilen, wie ermutigend ihr starker Glaube für mich persönlich und für viele im Westen ist. Ihre zum Teil erschütternden Geschichten von Verfolgung und Diskriminierung sind für uns eine Bestätigung, dass der Glaube an Jesus auch in schwierigen Situationen durchträgt. Ich beende meine Ansprache an die anwesenden Christen mit dem Zuspruch, dass ich von ihrem unerschütterlichen Glauben beeindruckt bin und ich viel von ihnen lernen kann.

Bei der Verabschiedung habe ich ambivalente Gefühle: Zum einen bedrückt mich die Situation der Christen an diesem Ort, insbesondere das Schicksal von Majendra. Zum anderen bin ich von den treuen und starken Gläubigen ermutigt und fühle mich tief mit ihnen verbunden.

Auf meiner Reise treffe ich viele weitere Christen. Auch sie berichten mir mehrheitlich, dass der Druck und die Verfolgung zunehmen.

Aber ich höre auch viele Geschichten von Menschen, die durch Träume von Jesus zum Glauben finden und von Wundern, die sie erleben. Indien ist ein Land, in dem sich derzeit vieles verändert!

Hier können Sie für bedrängte Christen in Indien spenden.

David Dätwyler

 

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