Zunehmender Hindunationalismus vor den Wahlen

Für die Parlamentswahlen im Mai 2024 setzt der indische Premierminister Narendra Modi auf die Karte Hindunationalismus. Davon zeugen seine persönliche Einweihung eines neuen Hindu-Tempels in Ayodhya sowie die safranfarbenen Flaggen im ganzen Land. Dies verunsichert auch die Christen.

Safranfarbene Fahnen sind auch an Fahrzeugen häufig zu sehen. csi

Die Stadt Ayodhya weckt Erinnerungen an einen der schlimmsten religiösen Konflikte der Neuzeit in Indien. 1992 zerstörten Hindunationalisten dort eine über 500 Jahre alte Moschee, die ihres Erachtens auf dem Geburtsort ihres Gottes Ram gebaut war. Die Zerstörung löste Unruhen im ganzen Land aus, bei denen über 2000 Menschen ums Leben kamen.

Die regierende Bharatiya Janata Partei (BJP), der auch Premierminister Modi angehört, intensivierte anschliessend die Bemühungen für den Bau eines neuen Tempels. Am 22. Januar 2024 wurde der Tempel von Modi persönlich eingeweiht. Stolz erwähnte er, dass «nach Jahrhunderten der Geduld und unzähligen Opfern unsere Gottheit Ram an seinen Geburtsort zurückgekommen sei.»

Die Einweihung war gut geplant. Die BJP nutzt das Thema, um ihre hinduistische Wählerbasis im Vorfeld der nationalen Wahlen im Mai 2024 zu festigen.

Ein weiteres Zeichen des zunehmenden Hindu-Nationalismus sind die safranfarbenen Fahnen mit dem Abbild des Ram-Tempels, die gegenwärtig vermehrt auf den Strassen, in Wohngebieten und an Fahrzeugen zu sehen sind. Die Farbe Safran symbolisiert die Hingabe an den Hinduismus.

Dabei werden die Flaggen auch eingesetzt, um religiöse Minderheiten wie Muslime oder Christen zu schikanieren. Ein viral verbreitetes Video zeigt, wie ein Mob eine safranfarbene Fahne am Kreuz einer Kirche im Bezirk Jhabua (Bundesstaat Madhya Pradesh) anbrachte.

Die christliche Gemeinschaft fühlt sich durch den von Premierminister Modi geförderten Hindu-Nationalismus zusätzlich verunsichert. Leider zu Recht, wie eine Reihe von Angriffen nach der Einweihung des Tempels zeigt.

Eine dieser Attacken ereignete sich am 21. Januar 2024 im Bundesstaat Chhattisgarh. Dort gingen Hindu-Nationalisten auf Christen los, die nach einem Mittagessen im Dorf Basudopur auf dem Heimweg waren. Pastor Mahananda wurde dabei bewusstlos geschlagen. Frauen, die eingreifen wollten, wurden auf die Strasse gezerrt. Die Christen wurden gewarnt, das Dorf nicht mehr zu besuchen.

Die Partner von CSI in Indien stellen sich auf ein schwieriges Jahr ein. Trotzdem bleiben sie in ihrem Einsatz für die verfolgten Christen standhaft.

Reto Baliarda

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