Die brutale Gefangenschaft von einst hinter sich gelassen

Zwei Jahre war Rebecca Bitrus eine Gefangene von Boko Haram. Heute lebt und arbeitet sie mit ihrer sechsköpfigen Familie in Maiduguri. CSI-Projektmanager Franco Majok hat die tapfere Christin bei seiner kürzlichen Nigeria-Reise getroffen. Es war ein Wiedersehen nach mehreren Jahren.

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Rebecca Bitrus mit den drei jüngeren Söhnen. Die mutige Christin erlebte die Hölle auf Erden. Doch sie knickte nicht ein. csi

 

Rebecca Bitrus begrüsst Franco Majok in ihrer Wohnung in der nordöstlichen Stadt Maiduguri. Stolz präsentiert sie ihm ihre vier Söhne: Der jüngste Spross James ist eineinhalbjährig. Francis (4) und der älteste Sohn Zakaria (10) gehen zur Schule, genauso wie Christopher (7). Rebecca ist dankbar, dass ihr zweitältester Sohn bei ihr ist. Um ein Haar wäre alles anders gekommen.

Es geschah im August 2014: Die islamistische Terrororganisation Boko Haram überfällt Rebeccas Dorf Pulka und verschleppt die junge Frau mit ihren Söhnen Jonathan und Zakaria (Magazin Juli 2017). Im Gefangenenlager weigert sie sich, den Islam anzunehmen. Aus Rache ertränken die Islamisten Jonathan vor ihren Augen. «Ich hatte zwei Jahre lang Albträume von Jonathans schrecklichem Tod», erinnert sich Rebecca.

Später kommt Christopher zur Welt. Der Vater ist ein Boko-Haram-Terrorist, der Rebecca aufgezwungen wurde.

Christopher ist sechs Monate, als die nigerianische Armee das Gefangenenlager attackiert. Rebecca kann fliehen. Auf Zakarias Bitten nimmt sie Christopher mit. Sie hätte ihn sonst zurückgelassen, weil er sie an Boko Haram erinnert.

Ihr zweites Leben

Während ihrer Flucht wird Rebecca von der Armee gerettet und nach Maiduguri gebracht. Dort findet sie ihren Ehemann Bitrus Gagrema, der damals beim Überfall fliehen konnte. Die beiden heiraten erneut. Gagrema ist bereit, Christopher als sein Kind anzunehmen.

Rebecca ist dankbar, dass ihre Söhne mit Hilfe der Diözese von Maiduguri, einem CSI-Partner, die Schule besuchen können. «Mein Dank geht auch an CSI. Durch Ihre Unterstützung konnte ich ein Geschäft eröffnen », sagt sie zu Franco Majok. Während sie in ihrem Laden Trockenfisch und Bohnen verkauft, arbeitet ihr Mann auf einem Bauernhof.

Rebecca ist glücklich, dass sie mit ihrer gewachsenen Familie sicher in einer Wohnung in Maiduguri leben kann. «Ich freue mich auf die nächsten gemeinsamen Jahre», betont sie. Dankbar ist sie auch, dass sie und ihr Mann ihre Kinder selbständig ernähren können. Bereits konnten sie etwas Geld für den Bau eines Häuschens auf die Seite legen.

Franco Majok ist beeindruckt vom Selbstbewusstsein, das Rebecca nach all den fürchterlichen Erlebnissen ausstrahlt. «Sie liess sich nichts anmerken und erwähnte auch nicht, was ihr widerfahren war. Sie sprach ausschliesslich über ihre hoffnungsvolle Zukunft. Kraft schöpft sie dabei vor allem aus der Gastfreundschaft und der Liebe, welche die Nachbarschaft ihrer Familie entgegenbringt.»

Reto Baliarda

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