Neue Hoffnung nach schmerzlichem Verlust

Diese Christen wurden überfallen und haben dabei ihre Ehepartner oder Freunde verloren. Lyop Victor Davou, Patience Steven Dylop und Jonathan Izuchukwu erlebten Schreckliches. CSI-Projektmanager Franco Majok hat sie besucht und ihnen Hilfe zugesprochen. Das frühere Angriffsopfer Victor Markus berichtet zudem von seinen beruflichen Träumen.

Lyop zusammen mit CSI-Projektmanager Franco Majok. Ihr Ehemann wurde bei einem Fulani-Überfall getötet. csi

In keinem Land wurden 2023 so viele Christen wegen ihres Glaubens umgebracht wie in Nigeria. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas führt diese traurige Statistik mit 4726 getöteten Christen (msn) an.

Zwar verbreiten die Terrorgruppe Boko Haram und deren Abspaltung ISWAP (Westafrikanische Provinz des Islamischen Staates) im Nordosten nach wie vor Angst und Schrecken. Doch die Angriffe von islamistischen Milizen der Fulani-Ethnie rücken bei der Christenverfolgung in Nigeria immer mehr in den Vordergrund.

Vor allem in den zentralen Gebieten des Landes gehen die meisten Angriffe auf ihr Konto. Selbst der Süden ist vor den Fulani-Islamisten nicht mehr sicher. Die nigerianische Regierung leugnet weiterhin, dass es sich um religiöse Verfolgung handelt, so dass zahlreiche religiös motivierte Übergriffe auf Christen folgenlos bleiben.

Mit dem Leben bezahlt

Wie gefährlich und tödlich die Attacken von bewaffneten Fulani-Islamisten auf Christen sein können, wissen Überlebende nur allzu gut. Zu ihnen gehört die 40-jährige Lyop Victor Davou aus dem zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau. Die vierfache Mutter führte zusammen mit ihrem Ehemann im Dorf Wereng einen kleinen Bauernbetrieb.

Als ihr Dorf im Juni 2023 von Fulani-Viehhütern angegriffen wurde, versuchten ihr Ehegatte und andere junge Männer, Wereng zu verteidigen. Doch der beherzte Einsatz hatte für ihn schlimme Folgen. Dazu Lyop: «Wir hörten, wie sich die Fulani-Extremisten unserem Dorf näherten und die Schüsse immer lauter wurden. Mein Mann rannte mit anderen Dorfbewohnern den Angreifern entgegen. Er kam nicht mehr zurück. Am nächsten Tag erfuhr ich, dass er getötet wurde.»

Lyop ist traumatisiert und leidet schwer unter dem Verlust ihres Mannes. Um ihre vier Söhne zu ernähren, muss sie nun zusätzlich Mais kaufen. Dank einer finanziellen Hilfe von CSI kann sie mit ihren Kindern und Hilfskräften den Bauernbetrieb weiterführen.

Witwe will Restaurant eröffnen

Der Überfall auf Wereng hat auch die um zehn Jahre jüngere Patience Steven Dylop ins Unglück gestürzt. Ihr Mann, der als Wächter arbeitete und in der Kirchgemeinde freiwillig mithalf, wollte an jenem verhängnisvollen Tag ebenso das Dorf beschützen. «Er bezahlte seinen mutigen Einsatz mit dem Leben», erzählt Patience unter Tränen. «Ich kann nicht verstehen, warum die Fulani uns angegriffen haben. Was haben wir ihnen angetan?»

Auf ihrem kleinen Acker baut Patience Mais und Kartoffeln an. Doch dies reicht niemals, um sich ernähren zu können. Da sie im Dorf als gute Köchin bekannt ist und sie von allen liebevoll «Cooking Mom» genannt wird, hat CSI sie mit einer Anschubfinanzierung unterstützt, um ein Restaurant zu eröffnen. Diese Hilfe schenkt ihr neuen Mut. «Ich nenne mein Gasthaus ‹The Cooking Mom Restaurant›.»

Neue Heimat gefunden

Dass die Fulani-Islamisten immer stärker in den Süden vordringen, verdeutlicht das Beispiel des 40-jährigen Jonathan Izuchukwu. Er wuchs in Eha-Amufu im südlichen Bundesstaat Enugu auf.

Am 23. Mai 2022 überfielen Fulani-Nomaden Jonathan und seine Mutter. Dabei wurde sie am Kopf derart schwer verwundet, dass sie seitdem schwere psychische Probleme hat. Jonathan selbst erlitt Verletzungen an einer Hand. Sie ist bis heute nicht funktionsfähig. «Viele Freunde von mir mussten an diesem Tag sterben», klagt er.

Die Angst vor einem weiteren Angriff liess ihm keine ruhige Minute mehr. So beschloss er, in die Stadt Enugu zu ziehen. Doch wovon sollte Jonathan nun leben? In seinem Dorf hatte er einen guten Job als Einrahmer. Aber in Enugu sah er damit keine Zukunft mehr. Umso glücklicher ist er, dass er vor einigen Monaten dank der Hilfe von CSI ein kleines Geschäft auf einem der grösseren Märkte im südlichen Teil der Stadt eröffnen konnte. Seine psychisch erkrankte Mutter wird fachgerecht betreut.

Jonathan Izuchukwu freute sich über den Besuch von CSI am 13. November 2023. «Vielen Dank für eure grosse Hilfe. Das Geschäft läuft so gut, dass nun ein Ausbau des Ladens realistisch ist».

Pläne von Victor Markus

Ein Wiedersehen gab es auch mit dem jungen Christen Victor Markus aus dem Bundesstaat Plateau. Nach einem Angriff durch Fulani-Islamisten verlor er sein linkes Bein (Magazin April 2021). Er war damals ein Teenager und hatte bis zu jenem Zeitpunkt seiner verwitweten Mutter in der Landwirtschaft und beim Verkauf von Brennholz geholfen. Durch die Mitunterstützung von CSI erhielt er eine Beinprothese.

Victor Markus hat sich von diesem Schicksalsschlag nicht entmutigen lassen und sich klare berufliche Ziele gesetzt: «Ich möchte in Jos eine Fachschule besuchen, um den Beruf des Schuhmachers zu erlernen. Die Ausbildung würde ein Jahr dauern», erklärt er gutgelaunt und hoffnungsvoll. CSI übernimmt die Ausbildungskosten.

Victor hofft nun auf eine neue Beinprothese. Denn die erste Prothese wurde auf seine Grösse angepasst, als er noch nicht ausgewachsen war.

Reto Baliarda

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