Worauf müssen christliche Anwälte achten, wenn sie einen Blasphemie-Beschuldigten verteidigen sollten? Diese und weitere brennende Fragen wurden an einem vom CSI-Partner organisierten Workshop besprochen, der am 3. August 2022 in Lahore stattfand.
Das Blasphemie-Gesetz führt in Pakistan immer wieder zu heftigen Kontroversen. Das Gesetz untersagt es unter anderem, den Koran und den Propheten Mohammed zu diffamieren. Doch nicht selten wird es von Klägern missbraucht, um unliebsame Personen hinter Schloss und Riegel zu bringen.
Anwälte und Zeugen, welche die Beschuldigten verteidigen oder entlasten, werden oft eingeschüchtert und gar mit dem Tod bedroht. Das juristische Mandat eines Blasphemie-Angeklagten erfordert daher nebst Mut auch Fingerspitzengefühl.
Der adäquate Umgang eines Blasphemie-Falls stand im Zentrum des Workshops, der am 3. August 2022 von CSI-Partner Anjum Paul in Lahore organisiert wurde. Rund 40 christliche Anwälte aus ganz Pakistan, darunter zehn Frauen, wohnten der Schulung bei.
Die Liste der Referenten liess sich sehen: Saif ul Malook, Verteidiger der letztendlich freigesprochenen Christin Asia Bibi, gehörte ebenso dazu wie Abdul Hameed Rana, der den Bruder des ermordeten christlichen Ministers Shahbaz Bhatti vertritt. Beide Anwälte sind Muslime, international bekannt und arbeiten am obersten Gerichtshof von Pakistan. Ferner sprachen die Christen Gabriel Francis, pensionierter Anwalt vom obersten Strafgericht, und Zakeria Yousaf, stellvertretender Polizeidirektor vom Bezirk Lahore.
Sowohl Malook als auch Rana und Francis haben bei Blasphemie-Fällen Erfolge vorzuweisen. Gleichwohl wurden sie schon mehrfach mit dem Tod bedroht und sind sich bewusst, dass sie jederzeit Opfer eines tödlichen Anschlags werden können. Deshalb waren während des Workshops die Leibwächter der bekannten Anwälte anwesend.
Der Grund, sich trotz dieser ständig lauernden Gefahr für Blasphemie-Angeklagte einzusetzen, liegt für sie auf der Hand: «Wir sind Anwälte und wollen unsere Arbeit professionell ausführen, auch wenn unser Leben bedroht ist. Wir machen keinen Unterschied zwischen Christen und Muslimen.»
Während des Workshops blieb den Teilnehmenden Zeit für Fragen, die sie dankbar nutzten. Der Kurs gab ihnen das Vertrauen, nun die Herausforderung eines Blasphemie-Falls selbst annehmen zu können.
Reto Baliarda
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