
In Krisenzeiten geraten ältere Menschen oft in Vergessenheit, obwohl gerade sie besonders verletzlich und bedürftig sind. Zusammen mit lokalen Partnern, darunter Schwester Marie-Rose, betreut CSI in Syrien neu Projekte, um der betroffenen älteren Generation ein Leben in Würde zu ermöglichen.
Traditionell wird im Nahen Osten die Altenpflege den Familien überlassen. Doch seit Kriegsausbruch 2011 haben junge Menschen Syrien weit häufiger verlassen als ihre älteren Verwandten, die oft nicht in der Lage oder nicht bereit waren, ins Ausland zu fliehen. Als Folge davon sind sie vielfach auf sich allein gestellt und drohen, wegen fehlender Unterstützung durch die jüngere Generation, zu verwahrlosen.
Die Schwesterngemeinschaft der langjährigen syrischen CSI-Partnerin Schwester Marie-Rose kommt mit diesem neuartigen Notstand immer wieder in Berührung. «Neulich entdeckten wir einen älteren Mann, der allein und vergessen gelebt hatte», erzählt eine Mitschwester mit bewegter Stimme. «Wir haben ihn sofort ins Krankenhaus gebracht, aber es war zu spät.»
Das Schicksal dieser vernachlässigten Menschen veranlasste Marie-Rose und ihre Mitschwestern zum Handeln. Im Frühjahr 2020 starteten sie ein erstes Projekt, um bedürftige ältere Personen aus der Provinz Tartus zu betreuen. «Wir versorgen etwa 150 ältere Menschen in ihren Häusern mit vier Mahlzeiten pro Woche», so die Mitschwester. Menschen, die beispielsweise an Krebs erkrankt sind oder eine Dialyse benötigen, erhalten zudem medizinische Hilfe. Ende August 2021 rief Schwester Marie-Rose in der Region der Hauptstadt Damaskus ein ähnliches Projekt ins Leben.
Auch in der syrisch-orthodoxen Erzdiözese von Aleppo ist das Altwerden in Würde ein Thema. Als der damalige Erzbischof 2009 dort das Altersheim «Dar al-Rahma» für Menschen ohne Verwandte eröffnete, war es eine der wenigen Einrichtungen dieser Art im Land. Aber «das Gebäude wurde im Oktober 2012 schwer beschädigt, als zwei Autobomben in der Nähe explodierten», erzählt Erzbischof Mor Boutros Kassis, Patriarchalischer Delegierter für die Erzdiözese Aleppo und Umgebung. «Die Bewohner und das Personal wurden notfallmässig in die Residenz des Erzbischofs Mor Gregorios Yohanna Ibrahim verlegt.» Leider wurde Mor Gregorios wenige Monate später entführt. Er bleibt bis heute unauffindbar.
Doch das Engagement der Erzdiözese für ältere Menschen liess nie nach. Und da sich die Sicherheitslage in Aleppo stabilisiert hat, konnten unsere Partner den Wiederaufbau von «Dar al-Rahma» vor kurzem in Angriff nehmen. Nach der Fertigstellung wird das Heim etwa 50 Menschen Platz bieten. «Die Einweihung ist für nächstes Jahr geplant», schliesst Mor Boutros.
Projektleiterin Syrien
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