Die syrische Projektpartnerin Leyla Antaki hat sich zusammen mit ihrem Mann fest vorgenommen, in Syrien zu bleiben und ihren Landsleuten beizustehen. Zu schaffen machen ihr derzeit besonders die Wirtschaftssanktionen des Westens. Leyla Antaki hofft, dass die verbliebenen Christen weiterhin in Syrien bleiben.
«Ich bin in Aleppo, der zweitgrössten Stadt Syriens, in einer christlich-chaldäischen Familie zur Welt gekommen. Mein Grossvater war vor einem Jahrhundert aus der irakischen Stadt Mossul nach Syrien ausgewandert und liess sich in Aleppo nieder.
Die chaldäische Kirche ist die katholische Kirche des alten assyrischen Volkes. Ich besuchte eine private katholische Schule, die von der Schwesterngemeinschaft «Franziskanerinnen-Missionarinnen Mariens» geleitet wurde. Nach der Mittelschule studierte ich Bildende Kunst an der Amerikanischen Universität in Beirut.
Nach dem Abschluss und der Hochzeit mit meinem Mann Nabil zogen wir nach Kanada, wo Nabil die Facharztausbildung absolvierte. Wir blieben sechs Jahre in Kanada und beschlossen 1979, nach Syrien zurückzukehren. Wir waren überzeugt, dass wir dorthin gehörten und wir in Syrien auch eine Berufung haben.
Ich engagierte mich zunächst bei den christlichen Pfadfinderinnen von Aleppo und war dann für viele Jahre in der Internationalen Katholischen Konferenz der Pfadfinderinnen (CICG-ICCG) tätig. Zur gleichen Zeit gründete ich mit meinem Mann und einem Ordensbruder einen Verein namens «Das Ohr Gottes», der sich um die ärmsten christlichen Familien in Aleppo kümmert. Als der Krieg im Jahr 2012 begann, wurde unser Verein in «Die Blauen Maristen» umbenannt.
Vor dem Krieg hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, dass ich in Syrien wegen meines Glaubens verfolgt werden könnte. Alle Religionen wurden toleriert und respektiert.
Der Krieg hatte einen grossen Einfluss auf mein Leben. Einerseits beschlossen mein Mann und ich, in Syrien zu bleiben, um durch unsere Anwesenheit und die Projekte der «Blauen Maristen» unserem christlichen Volk zu helfen. Andererseits fühlten wir uns durch den IS und die fanatischen Dschihadisten in unserem Leben bedroht. Mein Schwager wurde von den Islamisten getötet. Alle unsere Familienmitglieder und Freunde flohen aus dem Land. Wir blieben allein in Syrien zurück.
Ich glaube, dass ich ohne meinen christlichen Glauben nicht all das erreicht hätte. Auch hätte ich all die Schwierigkeiten nicht ertragen. Mein Glaube hat meiner Berufung, meinem Leben und meinem Engagement einen Sinn gegeben.
In Syrien ist unser Leben gegenwärtig nicht in Gefahr, und wir werden weder von der Bevölkerung noch von den Behörden verfolgt. Die einzige Bedrohung geht von den Islamisten aus, die immer noch einen kleinen Teil des Landes kontrollieren.
Aufgrund des Krieges, der katastrophalen Wirtschaftslage und der vom Westen verhängten Sanktionen hält der Massenexodus jedoch weiterhin an. Vor dem Krieg waren wir zwei Millionen Christen in Syrien. Jetzt sind es nur noch 500 000. Wir wollen auf keinen Fall, dass Syrien, die Wiege des Christentums, die verbliebene christliche Bevölkerung auch noch verliert. Und Sie, die Christen im Westen, sollten das auch nicht tolerieren.
Im Zusammenhang mit der durch den Krieg ausgelösten Christenverfolgung sind wir mit CSI in Kontakt getreten. Ich schätze Ihr Ziel, den bedrohten Christen weltweit zu helfen.»
Leyla Antaki Moussalli, CSI-Partnerin aus Aleppo, Syrien
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