Mobgewalt in Jaranwala: Auch Schulen wurden zerstört

Wegen fragwürdiger Blasphemie-Vorwürfen haben tausende von Muslimen in der Kleinstadt Jaranwala Kirchen in Brand gesetzt und Häuser von Christen verwüstet. Auch Schulen sind betroffen. 2‘500 Menschen flohen in Todesangst. CSI hilft den Geflüchteten.

Ihr Schulhaus wurde angegriffen. Deshalb können Mafia und Shazida können derzeit nicht in ihre geliebte Schule gehen. csi

Am Morgen des 16. August 2023 fanden Muslime auf dem Heimweg des Morgengebets in der Moschee auf der Strasse in Jaranwala Koranseiten mit blasphemischen Anmerkungen. Die Nachricht breitete sich wie ein Lauffeuer aus. In einer Moschee stachelte ein Fanatiker die Muslime durch Lautsprecher zum Protest an: «Christen haben den Koran entehrt. Und ihr geniesst nun euer Frühstück? Was seid ihr nur für Muslime!»

Kurz darauf kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen in fünf christlichen Quartieren von Jaranwala. Die Mobs, die vor allem aus Mitgliedern der islamistischen Partei Tehreek-e-Labbaik Pakistan (TLP) bestanden, griffen Kirchen und Privathäuser von Christen an. Möbel wurden auf die Strassen geworfen und angezündet. Über 2500 Menschen flohen und verbrachten die Nacht im Freien. Die Bilanz ist verheerend: Die Randalierer schändeten über 20 Kirchen und machten unzählige christliche Häuser unbewohnbar.

Die Polizei nahm über 100 Demonstranten fest und leitete eine Untersuchung der Gewalttaten ein. Pakistans interimistischer Premierminister Anwar ul-Haq Kakar verurteilte die Gewalt scharf.

«Mir ist zum Weinen zumute»

Zwei Tage nach den Brandschatzungen bringt der Christ Farooq in einem Videointerview mit CSI-Partner Anjum seine Verzweiflung zum Ausdruck: «Wir erhielten die Nachricht, dass wir unsere Häuser räumen sollten, sonst wären wir für die Folgen verantwortlich. Wenn ich nun unser Haus ansehe, ist mir zum Weinen zumute. Wir haben viel Geld in dieses Haus investiert. Es wurde erst vor einigen Monaten gebaut.»

Auch christliche Schulen wie jene der Alice-Stiftung fielen der Zerstörungswut zum Opfer. «Sie haben alle Bänke und Stühle verbrannt. Ich habe grosse Angst», klagt die Schülerin Shazida. Sie ist eine von hunderten betroffenen Kindern, die nicht mehr in die Schule gehen können. In einer staatlichen Schule werden sie wegen ihres Glaubens von muslimischen MitschülerInnen häufig gemobbt und ausgegrenzt.

Über die lokalen Partner leistet CSI für die Opfer Soforthilfe mit Nahrungsmitteln, Notunterkünften, Kleidung und Medikamenten.

Zweifelhafte Anschuldigungen

Die Polizei leitete auch ein Verfahren gegen zwei christliche Anwohner wegen Verstosses gegen das Blasphemiegesetz ein. Ein Verwandter der Betroffenen meinte gegenüber der Nachrichtenagentur «Morning Star News», dass die Anschuldigungen gegen sie falsch seien. «Jemand hat sie reingelegt, um sich zu rächen», betonte er.

CSI-Stiftungsrätin unterstützt offenen Brief

Im Zuge der Gewalttaten in Pakistan hat sich der Zürcher Pfarrer Matthias Müller Kuhn mit einem offenen Brief an die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) gewandt. Darin ruft er zur Solidarität mit den Christen in Pakistan auf. «Die EKS kann auf politischer und diplomatischer Ebene ein Zeichen setzen und einen Friedensappell lancieren, um die christlichen Glaubensgemeinschaften in Pakistan zu stärken und die Regierung in Pakistan aufzurufen, der Gewalt entgegenzuwirken», so Müller. Auch die reformierte Pfarrerin und CSI-Stiftungsrätin Catherine McMillan hat den offenen Brief unterschrieben.

Reto Baliarda

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