Das grosse Leiden fünf Jahre nach den Osteranschlägen

Es geschah an Ostern 2019: In vollen Kirchen und Hotels rissen die Selbstmordattentäter 253 Menschen mit in den Tod. Von den über 400 teils Schwerverletzten spricht heute niemand mehr. CSI hilft ihnen seit fünf Jahren und stattete kürzlich bei zwei Überlebenden einen Besuch ab.

Für einen Moment lächelt Anulekha: Liebevoll kümmert sich ihr Mann Cheliyan um seine seit dem Attentat vor fünf Jahren invalide Frau. csi

Die Anschlagsserie der Islamisten am Ostersonntag, 21. April 2019, hatte nur ein Ziel: Möglichst viele Menschen zu töten. Sie schlichen sich in Hotelrestaurants während des Frühstücks und in volle Kirchen während des Gottesdienstes, dann sprengten sie sich in die Luft. In Colombo, Negombo und an der Ostküste in Batticaloa hinterliessen sie unfassbares Leid. Während sich das weltweite Entsetzen nach den Anschlägen längst gelegt hat, hilft CSI den Opfern auch noch nach fünf Jahren.

Cheliyan Ithayamatan sass mit den beiden Söhnen in der protestantischen Zion Church weit vorne, während seine Frau Anulekha beim Empfang mithalf. Der Selbstmordattentäter zündete die Bombe gleich beim Eingang. Feuer, Rauch und Chaos brachen aus. 27 Menschen starben, über 100 wurden verletzt.

Cheliyan schickte die Söhne nach Hause. Seine Frau fand er schliesslich neben dem Eingang in einer Blutlache liegend. «Ich setzte mich neben sie und dachte: Jetzt sterben wir», erzählte er den Besuchern von CSI.

Bombensplitter trafen Anulekhas Kopf

Das Ehepaar starb nicht. Doch der Weg, den die beiden seit fünf Jahren gehen, ist enorm schwer. Bombensplitter hatten Anulekhas Kopf getroffen und ein Stück der Schädeldecke weggesprengt. Mit diffizilen Operationen wurde ihr ein Kunstknochen eingefügt. Anulekha ist ans Bett gebunden, hirngeschädigt, halbseitig gelähmt und muss künstlich ernährt werden. Nach monatelanger Physiotherapie kann Anulekha den linken Arm wieder anheben. Und plötzlich lächelt sie die Besucher an.

Die Kosten für die Operationen, die Physio und die Betreuung zu Hause übernimmt CSI. Dass unbekannte Menschen an sie denken, bedeutet Cheliyan viel. Tagsüber kommt eine Pflegerin, nach seinem Feierabend übernimmt Cheliyan das künstliche Ernähren, das Windeln wechseln, die Nachtwache bei seiner Frau.

Sein grösster Wunsch? «Dass meine Frau wieder gesund wird, damit die Familie wieder intakt ist.» Er sei sich aber bewusst, dass «unsere Pläne nicht immer Gottes Pläne sind», sagt Cheliyan, während ihm die Tränen kommen.

Die Bombe platzte in einer Kindergruppe

Vor sieben Jahren verstarb Jeyanthimalas Mann. Als Modeverkäuferin in einem Einkaufszentrum musste sie sogar am Sonntag arbeiten, um den Lebensunterhalt für ihre Tochter Kishani und sich aufzubringen. So war es auch an Ostern vor fünf Jahren. Sie brachte die damals achtjährige Kishani in die Sonntagsschule und fuhr anschliessend zur Arbeit.

Als die Bombe detonierte, spielte Kishani mit den anderen Kindern im Hof vor der Kirche. Während ihre Freundinnen neben ihr starben, trafen sie Splitter an der rechten Schulter. Ihr Arm war gelähmt.

Für die erste Operation musste Kishani nach Colombo überführt werden. Es folgte eine intensive Physiotherapie. Den rechten Arm kann sie nun wieder bewegen, doch die Hand hängt nach wie vor kraftlos herunter.

Drei Monate nach dem Attentat besuchte Kishani zum ersten Mal wieder die Schule. Mit grossem Willen lernte sie, mit der linken Hand zu schreiben und bestand sogar eine Prüfung, die ihr den Eintritt in eine höhere Schule ermöglicht.

Kann Kishanis rechte Hand gerettet werden?

Um ihrer Tochter zu helfen, kündigte die Mutter ihre Stelle. Damit sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten kann, verschaffte ihr der CSI-Partner eine Nähmaschine. Das Fachwissen erwarb sich Jeyanthimala selbst. Inzwischen hat sie sich einen guten Ruf als ausgezeichnete Schneiderin angeeignet. Stolz präsentiert sie ein vor kurzem gefertigtes Kleid. «Ich bin dankbar für die Hilfe, die ich noch immer für Kishanis Behandlungen bekomme», sagt sie.

Die Ärzte haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Kishanis rechte Hand doch noch zu retten. Eine nächste Operation steht bei der inzwischen Zwölfjährigen an.

Rolf Höneisen

Ihr Kommentar zum Artikel

Wir freuen uns, wenn Sie hierzu eine Rückmeldung oder Ergänzung haben. Themenfremde, beschimpfende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.

Kommentar erfolgreich abgesendet.

Der Kommentar wurde erfolgreich abgesendet, sobald er von einem Administrator verifiziert wurde, wird er hier angezeigt.